Arbeiter am Rand des Imperiums

Kreativplattform von @macniel@norden.social

Das Monadi Imperium existiert seit Jahrhunderten. Alles was vor der Gründung des interplanetaren Reiches durch Alessia Morgen geschehen ist liegt unter einer dicken Schicht von Rekonditionierung und Reformationen des Volkes begraben. Nur jene, die sich die Raumträumer nannten, und vor dem Regime ins Weltall fliehen konnten wissen noch davon, wie es einst war, bevor die einst kleine Republik Cetra nicht die Welt unterjochte.

Alles beginnt mit einem Traum…

Die Crew der Aasgeier stehen in einer Wüste fern einer Siedlung und blicken in den Blauen Himmel

Zurück zur Übersicht

Maik wacht unsanft aus seinem Fiebertraum, als jemand über seine ausgestreckten Füße stolperte. Die Person fing sich und lief ohne sich zu entschuldigen oder überhaupt Maik eines Blick zu würdigen, einfach weiter den Korridor entlang. Maik öffnete langsam unter schmerzen seine Blut unterlaufenen Augen. Die Flasche, die er selbst im Schlaf festhielt, führte er zu seinen Lippen um etwas zu trinken, doch nur ein paar Tropfen Alkohol blieben für ihn übrig. Seine durchzechte Nacht hallte in seinem Kopf wieder. Mühsam rappelt sich der dreißig jährige auf, warf die Flasche weg und klopfte seine dreckige Kleidung ab. Staub wirbelte auf und Maik musste husten. Dann überkam es ihm und er musste er sich zur Wand, an dem sein Kopf vorhin noch angelehnt hatte, umdrehen und übergab sich. Er richtete seinen Hut und blickte auf das Treiben um sich herum. Die Menschen auf der Alexa Station beachteten ihn nicht, denn er als Schnapsleiche ist hier keine Seltenheit. Seine Sinne kamen wieder zurück. Das Neonlicht der Reklametafeln drückte sich in seine Augen und der Lärm der Station an seine Ohren. „Ein Schmerzmittel wäre jetzt genau das richtige”, dachte sich Maik, aber dafür hatte er kein Geld.

Er streckte sich und schob den linken Ärmel seiner Jacke auf um einen besseren Blick auf sein Augmented-Reality Armband, welches er an seinem Handgelenk trug, zu bekommen. Mit einer Fingergeste über dessen Linse erwachte vor ihm ein AR-Display mit allen wichtigen Informationen. Die neusten News, sein Postfach und sein Kontostand. Jeder im Imperium trug selbstverständlich so ein Gerät. Sein Kontostand war immer noch im negativen. In den Nachrichten war schon wieder von Piratenangriffen im Venezia Gürtel die Rede. Dazu gesellten sich Nachrichten von der imperialen Kommission für Industrielle Angelegenheiten. Die renommierte Solaire Bergbaugesellschaft wurde erneut für ihre Rekordleistungen am ausgehöhlten Planeten Prillum geehrt. Wirtschaftsanalysten sind von der aufstrebenden Regolith beeindruckt. Und dessen Firmenleitung verkündete das sie erneut ihre Flotte erweitern werden. Neben Sportberichten schloss der Storm an Nachrichten mit einer Reihe von Impressionen des Heimatplaneten und dem utopisch wirkenden Planeten Monad. Die Alexa Station umkreiste diesen in mehrere tausende Kilometer höhe. Maik beendete die Flut an Nachrichten mit einem Knopfdruck und bemerkte wie genau in diesem Moment eine Nachricht von einem Rechtsanwalt in seinem Postfach eintraf. „Wahrscheinlich wieder eine Rechnung“, dachte er sich, aber drückte dennoch darauf um sie von seinem Gerät abspielen zu lassen: „Sehr geehrter Maik Rendall, ich bin Rechtsanwältin Gansley. ich muss Ihnen leider mitteilen das ihr Freund Jonash Malouf bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Es geht um seine Hinterlassenschaften und sein Letzter Wille. Bitte wenden Sie sich bei nächster Gelegenheit bei mir im Büro auf der Alexa Station.“ Dann beendete sich die Wiedergabe automatisch. Maik war schockiert über die Nachricht aber nun im Klaren, warum er in letzter Zeit keine Nachrichten mehr von seinem Freund bekam. Maik kam bei einem Schnellimbiss vorbei und bestellte das Übliche, ein Hotdog und ein Kaffee. Wie üblich rutschte sein Kontostand weiter ins Minus. Er setzte sich auf einen der Barhocker und ging gedankenverloren seine Notizen, die auf seinem ARA gespeichert waren, durch.


Maik erinnerte sich noch gut wie er als Zehnjähriger an die Alessia-Morgan Schule kam. Es musste eine prestigeträchtige Schule gewesen sein, schließlich wurde sie nach der ersten Herrscherin des Monadi Imperiums benannt. Die Schule war strickt und als Waisenkind hatte er im vornherein es schwer hier Anschluss zu finden. Die meisten Gleichaltrigen konnten seinen mangelnden Stand förmlich riechen und nur all zu häufig spielten sie ihn deswegen auf. Meist gingen die Lehrkräfte nur halbherzig dazwischen. Nur ein Klassenkamerad, Jonash war ihm freundlich gesinnt. Jonash und er waren seit jeher gute Freunde und sie trafen sich auch abseits der Schule. Eines Tages gingen sie auf einen Hügel außerhalb der Stadtmauern von Cetra. Hier hatte man Abends einen besonders guten Blick auf den Sternenhimmel von Monad und an jenem Abend konnte man gleichzeitig die beiden Monde sehen. Die Sterne funkelten wie kleine Diamanten am Himmel. „Meinst du wir werden jemals zu einen dieser fernen Sterne gelangen?“, fragte Maik Jonash. Der andere Junge grübelte und überlegte lang, gab dann eine fundierte Antwort: „Wenn wir bedenken, dass der nächste Stern etwa 10 Parsecs von Hepthar entfernt ist und der fortschrittlichste Sprungantrieb gerade einmal ein halbe Lichtgeschwindigkeit erreichen kann bevor er ausbrennt…“ Jonash seufzte und fuhr entmutigt fort: „bräuchten wir Monadi eine verdammt lange Zeit. Ein Lebensjahr würde dafür nicht ausreichen. Aber warum auch, unser Sternensystem ist auch schon groß genug für uns, meinst du nicht auch?“ Maik stimmte dem zu und kramte aus seiner Umhängetasche zwei Alkoholflaschen hervor, eine davon überreichte er seinem Freund. Jonash schaut ihn argwöhnisch und mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Er fragte ihn: „Woher hast du denn den Kram? Das ist für uns jugendliche verboten!“ Maik lachte: „Ach komm jetzt hab dich nicht so. Nur für den heutigen Abend. Niemand muss davon erfahren. Was meinst, lass uns auf unsere Reise zu den Sternen anstoßen?“ Jonash roch an seiner Flasche und verzog sein Gesicht. Dann blickte er in Maiks Gesicht, grinste und prostete ihm zu: „Abgemacht, wir werden gemeinsam nach den Sternen greifen.“


Maik spülte sein Hotdog mit dem Rest seines Kaffees herunter. Er schaute nochmal auf die Nachricht vom Rechtsanwalt, schob den mitgeschickten Standort des Büros in den Vordergrund und ließ daraufhin eine Route von seinem ARA berechnen. Die erste Route würde die Stationsbahn benutzen und würde nur wenige Minuten dauern. Er war allerdings kein registrierter Bewohner der Station und die Benutzung würde ihn etwas kosten. Maik ließ sich die nächste Route berechnen. Diese führte über eine Vielzahl an Korridoren und Zugangsschächten die ihm eine Stunde Zeit kosten würde. Er stand von seinem Hocker auf, verabschiedete sich vom Hotdog-Verkäufer und machte sich auf. „Ein guter Spaziergang wird dir gut tun“, sagte er zu sich. Im laufe seiner Spaziergangs kamen ihm immer weniger Leute entgegen, aber auch die Leuchtreklamen wurden immer weniger was ihn zu erst beruhigte. Dann führte ihn sein ARA durch einen der ärmeren Sektionen, wo man lieber nicht durchgehend sollte. Hier war Beschaffungskriminalität an der Tagesordnung und kein Wachpersonal weit und breit. Selbst die Luft die er hier atmete war stickig und so dünn das man befürchten konnte, ob die Luftfilter hier überhaupt noch funktionieren. Maik war nun im tiefsten inneren der Station, wo er als Streuner eigentlich auch hingehörte. Selbst wenn er sich hier ein Apartment leisten konnte, bevorzugte er lieber die Korridore an den Docks, wo er heute Morgen erst wieder aufgewacht war. Denn dort war er den Sternen, hinter denen seit er klein her war, am nächsten. Er ging weiter und versuchte das hiesige Elend durch das er watete auszublenden, genauso wie der Kerl der ihn aus seinem Fiebertraum getreten hatte. Maik wanderte weiter durch die Station und kam wieder in angenehmere Gefilde. Vor dem Büro des Rechtsanwalt blieb er stehen. Er atmete tief aus und betrat das Gebäude. Der Sekretär stand hinter seinem Bürotisch auf und begrüßte Maik freundlich: „Willkommen bei Rechtsanwältin Gansley, bitte nehmen Sie platz. Die Anwältin ist gerade in einer Besprechung, wen darf ich ankündigen?“ Maik stellte sich und sein Anliegen vor. Der Sekretär drückte ihm sein bedauern aus. Maik winkte ab und ließ sich auf eine der Sitzbänke nieder. Er war neben dem Sekretär die einzige Person im Vorraum. Ein Haufen digitaler Magazine stapelten sich neben ihm, auf einem Beistelltisch, auf. Die Wände waren mit animierten Bildern dekoriert, welche die Anwältin bei offiziellen Anlässen zeigten. Maik kniff sich seine Nase und ließ sich sacken. Seine Gedanken wanderten wieder zu seinem Freund.


Jonash und Maik konnten gemeinsam die Alessia-Morgan Schule abschließen. Während Jonash ein Stipendium für die Langley Raumakademie aufgrund seiner überragenden Leistungen im Sport- und Physikunterricht bekam, hatte die Imperiale Kommission für Maik dies nicht vor. Sie empfahl ihm einen handwerklichen Werdegang. Maik brillierte lediglich in Materiallehre, seine Leistungen in den anderen Kursen reichten lediglich dafür das er den Abschluss machen konnte. Maik wusste das die Empfehlung der Kommission nicht in Frage gestellt werden solle und so musste er mit ansehen wie Jonash ihren Traum weiter verfolgen konnte. Für ihn war der Traum geplatzt. Während Jonash erweiterte Kurse in der Akademie belegen konnte, musste Maik sich bei Reparaturfirmen bewerben. Zwei Jahre später hatte Jonash die Akademie abgeschlossen und wurde für den Dienst im Imperium empfohlen. Hier durfte er auf Raumschiffen dienen und für Ordnung und monadische Gerechtigkeit sorgen. Maik fand eine Festanstellung bei der Halcyon Mechanik und wurde zu einem hochangesehener Mitarbeiter. Er wurde auf den Schiffswerften im Orbit von Ulma, dem Wassermond von Monad, als fähigen Mechaniker eingesetzt. Hier konnte er hautnah miterleben was es bedeutete in Schwerelosigkeit zu arbeiten, aber doch sehnte er den Schiffen hinterher, die hier vom Stapel liefen. Die beiden Freunde, auch wenn sie noch nie zuvor so weit von einander Entfernt waren versuchten sich so häufig wie es ging zu treffen. Auf dem Hügel bei Cetra verabredeten sie sich und schwärmten davon wie gut sie es hatten. Beide waren nun erwachsen und konnten ohne Probleme Alkohol erwerben. Jonash berichtete davon wie stressig seine Arbeit war und beneidete seinen Freund. Maik sah es genau anders herum. Auf seiner Arbeit, auch wenn sie gut und wichtig war, langweilte er sich und beneidete Jonash. An einem Abend, vor einem Jahr, meinte Jonash das er genug von seiner Arbeit im Raumdienst hatte und sich einen Traum erfüllen wollte. Er weihte Maik ein: „Ich habe von einer Bekanntin gehört, das es da eine neue aufstrebende Firma gibt die im Venezia Gürtel operiert. Sie meint ich könne da Kapitän meines eigenen Schiffs werden wenn ich für diese nur hart genug arbeite“, Jonash nahm sich eine weitere Flasche aus dem Kühler: „Ich sag dir, 14 Monate für Regolith schuften und das Schiff ist meins. Dann kann ich dich mitnehmen und wir fliegen wo immer es uns hintreibt!“ Maik lachte schallend. Und fragt seinen Freund resigniert: „Und du meinst das geht so einfach, ja? Unabhängigkeit für das einfache arbeitende Volk wie uns?“ Jonash tauschte Maiks leere Flasche mit einer vollen aus und scherzte: „Wirst schon sehen wenn ich vor deiner Haustür lande!“ Dann stießen sie mit ihren Flaschen an und schauten Richtung Panee, dem grauen Mond von Monad.


„Herr Maik Rendall?“, sprach der Sekretär ihn an und er kam wieder im Jetzt an. Maik schüttelte sich und blickte zum Sekretär fragend auf. Dieser fuhr fort: „Die Rechtsanwältin empfängt sie nun.“ Maik stand auf und ging zielstrebig auf das nun geöffnete Anwaltszimmer zu. Dieses Zimmer war getäfelt. Ein großer Schrank gefüllt mit antiquierten Papierbüchern war dem großen hölzernen Tischs in der Mitte des Raumes gegenübergestellt. Am Tisch erhob sich Anwältin Gansley mit einem freundlichen lächeln. Sie sprach ihn professionell an: „Bitte, nehmen sie Platz, Herr Maik Rendall.“ Maik setzte sich aufgefordert hin und Gansley tat es ihm nach. „Möchten sie etwas trinken?“ Maik bat um ein schwarzen Kaffee und Gansley bat daraufhin den Sekretär um zwei Kaffees woraufhin dieser die Tür schloss. Die Anwältin ergriff das Wort: „Es freut mich das sie so schnell gekommen sind. Wie ich schon Eingangs erzählt haben, ist der Herr Jonash Malouf verstorben und hat ihnen eine Hinterlassenschaft vermacht. Aber lassen wir ihn selbst reden.“ Maik schüttelte sich beim Gedanken seinen toten Freund aus seinem Grab zu hören. Gansley legte ein Datenträger in ein Abspielgerät auf dem Tisch ein und drückte ein Knopf woraufhin die Stimme von Jonash den Raum einnahm. „Hey Maik. Weißt du noch von unserem gemeinsamen Traum die Sterne zu entdecken? Tja, und da du nun diese Nachricht hörst habe ich das Nirvana gefunden. Weißt du eigentlich wie seltsam es ist sein letzten Willen zu diktieren?“, Maik erkannte Jonashs trockenen Humor und ließ seinen alten Freund einen kurzen Moment. „Wie dem auch sei. Ich hatte dir ja von dem Regolith Unternehmen erzählt. Die Vorarbeiterin, Sabrine Zoyta, meinte es wäre eine gute Idee dass ich diese Nachricht hier verfasse, falls mir etwas passiert. Ich hatte echt Glück das ich nachdem ich aus dem imperialen Dienst ausgeschieden bin ein Schiff bei denen leasen konnte. ch möchte gerne dieses Glück mit dir teilen, damit du nicht mehr auf einer Raumstation herumstreunst, sondern in mitten der Sterne leben kannst. Bitte pass gut auf meine Alte Lady auf. Frag bei der Regolith nach, die haben ein Peilsender und können dir genau sagen wo sich das Schiff befindet. Bleib so wie du bist. Wir werden uns wiedersehen.“ Der Datenträger wurde ausgeworfen und Gansley schob diesen Maik zu. Maik schluckte schwer und strich sich ein paar Tränen aus seinem Gesicht. Ermattet blickte er vom Datenträger zur Anwältin und steckte dann diesen in seine Jackentasche. „Ich benötigte noch ein paar Unterschriften von ihnen“, sagte Gansley zu ihm, während sie digitale Dokumente auf dem Tisch ausbreitete. Mit ihrem Finger deutete sie auf Markierung im Dokument und er unterschrieb mit seinem Daumenabdruck. Zehn Unterschriften später, übertrug sie, mit einer wischenden Fingergeste, die Kopien der signierten Dokumente auf Maiks Armband. „Vielen dank Herr Maik Rendall. Das wäre dann alles. Falls sie weiteren rechtlichen Beistand benötigen scheuen sie sich nicht, mich zu kontaktieren“, sprach sie gut meinend zu Maik und schickte ihm ihre Kontaktdaten. Dann erhob sie sich und öffnete heraus ladend ihm die Tür. Maik erhob sich und dankte ihr. Der Sekretär empfing ihn und wünschte beim hinausbegleiten noch alles gute. Maik blickte, als er wieder in dem Korridor stand, noch einmal in die Richtung des Büros und bemerkte erst jetzt, dass der angebotene Kaffee lediglich Symbolcharakter hatte.

Zurück zur Übersicht

Maik war noch nicht erholt von der Nachricht und schlenderte ziellos weg. Er musste erst einmal wieder zu klaren Gedanken kommen, also suchte er mit seinem ARA nach der nächst besten Kneipe, die er zumindest bezahlen konnte. „Ich brauche erst einmal ein Drink und dann schau ich nach deiner alten Lady“, sprach er in Gedanken zu seinem toten Freund. Er kam an einem Haltestopp der Stationsbahn vorbei. Eine Menschenmasse wartete auf den nächsten Zug der sich mit einem lauten Geräusch ankündigte. Maik zuckte dabei zusammen. Maik stand still und blickte sich um und sah dem Menschenstrom zu wie dieser sich in die noch volle Bahn zwängte während ein paar Passagiere versuchten hier auszusteigen. Es war ein heilloses Durcheinander, aber Maik konnte jeden einzelnen in Ruhe wahrnehmen als wäre die Zeit für ihn still stehen. Männer und Frauen die drängelten. Kinder die quengelten. Der Luftstrom der freiliegenden Lüftungsschächte über ihn die für dieses großräumige Areal für frische Atemluft sorgten. Er wurde von einer Frau hinter íhm angerempelt und der Zeitraffer verflog. Maik drehte sich kurz um und entschuldigte sich, doch die Frau war bereits an ihn vorbei in die Bahn gehuscht. Er schüttelte sich und schlenderte Richtung Kneipe die sich gegenüber von der Station befand. Der Lärm draußen wich der abgedroschenen Musik und angeheiterten Stimmung des Ladens. Er nahm auf dem letzten freien Hocker, an der Theke, platz. Er sackte zusammen und lehnte seinen Kopf auf den Tresen. Die Bartenderin kam zu ihn und musterte den armen Schlucker. Sie ließ ihm einen Moment und fragte dann mit besorgte Stimme: „Musst ein Geist gesehen haben, was darf es sein?“ Maik blickte auf und erwidert schwach: „Ja so etwas in der Art. Irgendetwas was drückt.“ Die Frau hinter dem Tresen blickte ihm tief in die Augen um abzuschätzen was er wohl bezahlen könne, dann tauchte sie ab. Sie kam mit zwei Gläsern und einer Flasche mit einer roten Flüssigkeit wieder aus dem Keller. „Hier, das wird dich wieder auf gute Gedanken bringen. Ich bin Ana. Wie heißt du?“, fragte sie ihn weiter und schenkte währenddessen den Alkohol aus. Maik blickte auf sein volles Glas, ergriff es und leerte diesen in einem Zug. „Maik Rendall. Hab gerade erfahren wie mein Freund gestorben ist“, antwortet er und fühlt wie eine wohlige Wärme durch seinen Körper fährt. Ana tat es ihm gleich. Sie klopft mit dem leeren Glas auf den Tresen und meinte: „Tja, Maik Rendall, Aber du lebst. Also mach was draus.“ Sie schenkte noch einmal einen für Maik aus und verstaute die Flasche wieder unter den Tresen. Maik blickte auf sein nun wieder gefülltes Glas. Er ging in Gedanken noch einmal Jonashs Nachricht durch. Ana blickte ihn fragend an und wimmelte einen anderen Gast am anderen Ende der Theke ab. Dann nahm Maik erneut das Glas in die Hand und reicht es ihr mit den Worten: „Du und Jonash habt recht. Danke für den Drink.“ Ana griff nach dem Glas mit einem breiten grinsen. Maik stand auf, richtete seine Jacke und verließ die Kneipe. Ana leerte ihr Glas und wandte sich wieder ihrer Kundschaft. Der Lärm draußen hat sich gelegt, die Stationsbahn kam hier nur alle halbe Stunde. Maik atmete tief aus und ließ auf seinem ARA eine Route zur nächsten Zweigstelle der Regolith berechnen.


Eine Stunde später erreichte Maik sein Ziel. Ein unscheinbarer Popup-Store an der Hauptschlagader der Alexa Station. Der Regolith Schriftzug in Neongrünen Lettern befand sich über dessen Schwingtür. Die Wände, von dem viel zu kleinen Raums, war voll mit Verheißungen auf ein neues und produktivem Lebens im Venezia Gürtel. Der dickliche in einem Overall gekleideten Mann stand am Stehtisch und war in einer Viezahl von AR-Displays vertieft. Er bemerkte Maik wie er sich näherte und er schob die Displays mit einer wischenden Geste zur Seite um den jungen Mann besser sehen zu können. Freundlich begann er sein Verkaufsgespräch: „Willkommen bei der Regolith Bergbaugesellschaft. Ihr bester Ansprechpartner für alle Belange im Venezia Gürtel. Ich bin Mark Henry, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“ Mark grinste breit und wartete auf Maiks fragen. Dieser kam näher an den Tresen und nickte leicht. Er blickte sich noch einmal um und ergriff dann das Wort: „Hallo Mark Henry, ich bin Maik Rendall. Ich bin hier die Anstellung von Jonash Malouf anzutreten.“ Marks Grinsen wich und er sprach sein Mitgefühl aus: „Tut mir leid, das mit Herr Jonash Malouf. Er war ein guter Mitarbeiter. Standen Sie sich nah, Herr Maik Rendall?“ Maik wollte seine gesamte Geschichte nicht mit Mark teilen und entschied sich für die Kurzform: „Ja, wir waren gute Freunde. Er hatte bei der Regolith ein Schiff geleast?“ Der Regolith Angestellte hob ein AR-Display hoch und begann eine Suche nach Jonash und seinem Schiff. Wenige Sekunden später war er fündig und er erklärte die Situation: „Ja, die »Alte Lady« wie er sie getauft hatte. Das Schiff wurde bei einem Überfall beschädigt. Die Argo Rettungsgesellschaft konnte das Schiff bergen und in die Schiffswerften schleppen. Nunja, das Cockpit war aufgerissen und Herr Malouf konnte sich nicht schnell genug in sein Raumanzug retten.“ „Diese verdammten Piraten schrecken auch vor garnichts zurück“, dachte sich Maik, wie er den Ausführungen von Mark folgte. Mark fuhr fort: „Das Bergbauschiff ist aktuell in Reparatur in den Ulma Schiffwerften und sollte in drei monadischen Standardtagen wieder Flugfähig sein. Haben Sie bereits Erfahrung mit dem Schürfen in Schwerelosigkeit?“ Maik schrieb sich eine Notiz und antwortete: „Mit dem Arbeiten in der Schwerelosigkeit, aber nicht in Verbindung mit Bergbau oder dem Schürfen. Ich war einst Industriemechaniker. Stellt das ein Problem da?“ Mark Henry hatte bereits den Vertrag von Jonash geöffnet und begann ein paar Eintragungen vorzunehmen. Auf die Frage von Maik schütteltet er langsam den Kopf und sagte: „Nein, das ist kein allzugroßes Problem. Wir haben Trainingskurse und können Sie erst einmal der Oblate-B zuweisen. Es gibt dort viele Helfende Hände, voran Vorarbeiterin und Raumkontrollverantwortliche Sabrine Zyota.“ Er schob dabei ein öffentliches Profilbild von besagter Person auf Maiks ARA. Maik öffnete das Empfangene und erinnerte sich dunkel an ein Gespräch mit Jonash wo er von eben jener Sabrine sprach. Sie war es, die Jonash für die Regolith gewonnen hatte. „Wollen Sie den Vertrag annehmen? Wir können Ihnen dann ein Flug zu den Schiffswerften organisieren“, fragte Mark und riss Maik aus seinen Gedanken. Dieser schüttelte sich kurz und antwortete freudig: „Sehr gerne. Ich bin jederzeit Startklar.“ Dann reichte ihm der Mitarbeiter ein Dokument zum Unterschreiben. „Im Namen der Regolith heiße ich dich, Maik, willkommen an Bord“, begrüßte Mark ihn und nahm den nun signierten Vertrag entgegen. Er überflog die Signatur und archivierte dann das Dokument. „Dein Flug geht in zwei Stunden. Hier ist ihr Ticket“, sagte er abschließend und wischte Maik ein paar weitere Dokumente zu. Dieser bedankte sich und verließ den Store.


Eine Stunde später stand Maik an einer Andockschleuse die zu seinem gebuchten Schiff führte. Er hatte bereits an einem Automaten sein Ticket eingecheckt und war, wie mehrere Dutzend neben ihm, nun auf dem Weg zum Transporter. Die Kabine war mit sterilem kalten Licht geflutet. Reihen an Sitzplätzen waren bereits belegt. Maik hatte nichts außer sich selbst musste sich aber dennoch zu seinen zugeordneten Sitzplatz durch drängeln, da andere noch damit beschäftigt waren, ihr Reisegepäck zu verstauen. Er setzte sich hin und verschloss den Fünfpunktgurt über seinem Bauch. Das Display in der Rückenlehne des Sitzplatzes vor ihm zeigte neben der aktuellen Zeit der Station auch die Route zu den Schiffswerften auf Ulma. Das Schiff, die Turin, bräuchte für die Reise weniger als eine Stunde. Es kam eine Ansprache über die Sprechanlage: „Hier sprich ihr Kapitän der Turin. Wir heißen sie an Bord willkommen. Bitte schnallen Sie sich an, wir legen in kürze von der Alexa Station ab. Während der Reise zu den Schiffswerften von Ulma erreichen wir für wenige Sekunden eine Maximalebeschleunigung von zehn Kilogal. Das bedeutet, das sie während dieser Beschleunigung körperliche Belastungen von dem zehnfachem ihres Körpergewichts ertragen müssen. Durch ihre Teilnahme an diesem Flug bestätigen, das sie für diese Reise gesundheitlich geeignet sind. Sollten Sie dennoch während des Flugs Probleme haben, wenden Sie sich bitte gerne an das Reisepersonal.“ Eine Minute später hörte Maik wie der Druck in der Kabine absank und sich das Schiff langsam von der Station entfernte. Dann beschleunigte sich die Turin und Maik und die anderen Passagiere wurden in ihre Sitze gedrückt. Das Display und eine Durchsage des Kapitäns informierte darüber das der Sprungantrieb hochgefahren wurde und der Sprung kurz bevor stand. Maik schloss die Augen denn er wusste was nun passierte.


„Und sobald das Schiff die notwendige Beschleunigung von neun komma neun Kilogal aufgebaut hat, kann der Sprungantrieb dazugeschaltet werden,“ erklärte Jonash ihm bei den Physik Hausaufgaben. Maik ergänzte dazu: „Und bei 10 Kilogal kann der Sprungantrieb übernehmen und der Hauptantrieb abgeschaltet werden. Dennoch verbleibt das Schiff in einer hohen Geschwindigkeit verhaftet und verbraucht nur ein Bruchteil des Treibstoffs und Energie. Das übertreten dieser Schwelle nennt man den Sprung.“ Jonash war erleichtert da nach fünf Stunden des gemeinsamen Lernens sein Freund es anscheinend endlich verstanden hatte.


Ein lauter Knall ging durch das Schiffsinnere als die Turin über die Schwelle sprang. Das Schiff schnurrte anschließend wie ein Kätzchen, obwohl es sich nun mit einer immens hohen Geschwindigkeit durch den Raum fortbewegte. Es herrschte schwerelosigkeit und nur die magnetischen Stiefel halfen den Passagieren und das Schiffspersonal am Boden zu bleiben. Maik öffnete die Augen als sein ARA vibrierte und sah ein von der Regolith empfangenes ein Datenpaket. Er fuhr mit seiner Hand über seinem Gerät am Arm und fühlte dabei die Schwerelosigkeit. Er öffnete das Datenpaket und fand darin Informationsmaterial, erklärende Lektüren, Verhaltensregeln und eine Rechnung der Firma über die Leasing- und Betriebskosten der Alten Lady. Maik fing an zu hysterisch lachen nachdem er über seinen tief roten Kontostand sah. Dann öffnete er die Rechnung und ging die Rechnungspunkte durch. Der erbleichte Sitznachbar sah ihn entgeistert von der Seite an und fragte ihn besorgt: „Ist alles gut bei Ihnen?“ „Nein, aber das wird schon“, winkte Maik ab. „Das hoffe ich zumindest“, dachte sich der nun Hochverschuldete. Die Turin war pünktlich und eine Stunde später kam der Transporter der Hauptplattform der imperialen Schiffswerften im Orbit von Ulma näher. Ein Ruck ging durch das Schiff als der Dockingarm der Station bekanntschaft mit der Turin machte und weckte dabei alle die ein Nickerchen hielten aus ihrem Schlaf auf. Das Bordpersonal half den Passagieren beim vom Bord gehen. Maik bedankte sich beim Verlassen des Schiffs für die angenehme Fahrt und schob sich ein Lageplan der Station auf sein AR-Display. Er suchte nach Hangar 7 wo die Alte Lady repariert wurde. Der Vertrag mit der Regolith autorisierte ihn sich dem Schiff zu nähern und bei den Reparaturen zuzuschauen. Er hatte als Industriemechaniker auf der Station gearbeitet und kannte sich daher gut auf der Station aus. Er hoffte aber darauf das die hier arbeitenden ihn nicht wieder erkannten. Nach einer kurzen Reise in der Stationsbahn, dessen Kosten von der Regolith übernommen wurde, kam Maik dann im Hangar an. Hier wartete die Alte Lady auf ihn. Ein kleines Schiff für das Schürfen von Mineralen und Metallen aus Asteroiden oder in der generellen Schwerelosigkeit. Ein halbes Dutzend Mechaniker und Ingenieure arbeiteten auf Hochdruck an dem Schiff. Bei den Arbeiten am verglasten Cockpit und Schiffshülle flogen Funken. Durchgeschmorte Schiffskomponenten wurden aus den Klappen der alten Lady mühselig herausgeholt und durch neue ersetzt. Der Vorarbeiter des Reparaturteams räusperte sich hinter Maik um seine Aufmerksamkeit zu erlangen: „Sind sie Maik Rendall?“ der angesprochene drehte sich schreckhaft um und sah in ein von Schmieröl verdrecktes Gesicht. Maik fasste sich und antwortete: „Ja, der bin ich. Ich gehöre zur Regolith und das ist mein Schiff.“ Dann flog die Faust vom Vorarbeiter in Maiks Gesicht. „Ein Scheiß bist du Rendall. Du schuldest mir mein Bein, du Arsch!“, fauchte der Vorarbeiter ihn an. Fassungslos hielt Maik sich sein blutiges Kinn und erkannte nun unter dem Schmierfilm Tommy wieder, ein alter Kollege. Maik nahm eine verteidigende Haltung ein und befürchtete das Tommy ihm ein weiteren Schlag verpasste. Er versuchte ihn zu beruhigen: „Hätte ich dich da nicht raus gezogen wäre die Beinprothese deine geringste Sorge.“ Dann deutete Tommy einen weiteren Schlag aber umarmte ihn stattdessen. „Und jetzt machst du hier einen auf Prospektor? Tut mir echt leid das die Firma dich dafür gekündigt hatte“, sagte Tommy nun freundlich und bat dem nun perplexten Maik an: „Komm, ich führ dich herum.“ Maik wurde vom lahmenden Tommy herumgeführt. Der alte Kollege erklärte ihm jedes kleinste Details am Schiff und auch den stellen wo Tommy der Lady seinen persönlichen Touch verpasste. „Maik, du kannst dich ehrlich glücklich schätzen so ein Schiff bekommen zu haben. Pass aber auf die Schubregelierung auf. Denn es ist dann kein anderer Maik da der dich vor dem Schlimmsten bewahren kann“, sagte Tommy mit einem grinsen und erinnerte ihn an seinen Unfall wo Maik sein Retter gewesen war. Die Halcyon bewertete den Fall aber anders, machte ihn für den Vorfall hauptverantwortlich und warf Maik auf die Straße. Maik war seit jeher von Alpträumen geplagt. Über die nächsten drei Tage richtete sich Maik bereits in der Alten Lady ein. Nicht nur wohnlich machte er sich breit sondern installierte ein paar seiner eigenen Systeme im Schiff ein. Beim herümtüfteln begrüßtete ihn die Schiffs-KI noch als Jonash was ihm Kalt über den Rücken lief, aber er beließ es erst einmal dabei, jedenfalls solange bis die letzte Leasingrate abbezahlt war und das Schiff ihm gehöre.

Zurück zur Übersicht

„Alte Lady erbittet um Starfreigabe von Hangar 7“, funkte Maik die Raumkontrolle der Schiffswerften an. Die Reparaturen waren abgeschlossen und die Schiffssysteme meldeten bereitschaft. „Raumkontrolle an Alte Lady, halten Sie sich bereit für Startfreigabe,“ kam als Antwort zurück und die Hangartore öffneten sich vor seinem Raumschiff. Das Bodenpersonal verzog sich von der Startplattform und nachdem die Hangartore vollständig geöffnet sind meldete sich erneut die Raumkontrolle: „Raumkontrolle an Alte Lady, Startfreigabe erteilt. Guten Flug.“ Maik war übereifrig und gab zu viel und zu ruckartig Schub nach oben. Die Lady folgte prompt der Eingabe und schnellte mehrere Meter in die Höhe. Maik musste gegenschub geben, damit sein neulakiertes Schiff nicht mit der Decke des Hangars kollidierte. Er brachte das Schiff wieder unter seine Kontrolle. Die Alte Lady schwebte nun nur noch zwei Meter über dem Boden. Er hatte zwar bei der Halcyon Erfahrung mit dem Steuern und Fliegen von kleinen Raumschiffen sammeln können, aber meist gab sein Vorarbeiter strickte Angaben, an die er sich halten musste. Jetzt war er sein eigener Kapitän und musste erst einmal lernen damit klarzukommen. Er gab sanft Schub nach vorne wo die Hangartore geöffnet auf ihn warteten und die Alte Lady folgte prompt seinem angedachten Kurs. Nachdem er die Tore und den Luftschild passierte lag das Sternenmeer offen vor ihm. Monad ging gerade im Osten von Ulma auf und die Lichter der Städte auf der Nachtseite funkelten Maik entgegen. Maik ging noch einmal sein Datenpaket der Regolith durch und gab die Rendezvous Koordinaten der Oblate-B in den Schiffscomputer. „Koordinaten verifiziert, Reisedauer im Sprung beträgt zwölf Stunden“, antwortete die Schiffs-KI der alten Lady. Auf seinem AR-Display bildete sich ein Flugkorridor welchem Maik mit zuversicht folgte. Die Route leitete ihn von der Station weg und endete in sicherer Distanz um den Sprungantrieb hochfahren zu können. Während das Schiff den größten Teil der Arbeit verrichtete lud er sich noch weiteres Kursmaterial der Regolith bezüglich dem Schürfen und dem Bergbau im Weltall auf sein ARA. Mit dem Material könne er die Zeit im Sprung überbrücken da er sonst nichts machen müsste. Die Alte Lady meldete, das sie von den Schiffswerften sich nun in sicherer Entfernung befanden. Maik lies den Sprungantrieb hochfahren und beschleunigte sein Schiff in Richtung Venezia Gürtel wo sich die Oblate-B befand. Er spürte wie er in seinen Pilotensitz gedrückt wurde. Der Druck wurde immer stärker und er sah auf seinem AR-Display wie er der Schwelle von 9 Kilogal immer näher kam. Sein Körper rebellierte und das Schiff kreischte unter der Last der Beschleunigung. Der Download war abgeschlossen, das Schiff erreichte 10 Kilogal und Maik schaltete den Sprungantrieb ein. Ein Lauter Knall war zu hören. Maik fühlte die Schwerelosigkeit als der Hauptantrieb automatisch sich abschaltete. Mit einer rasenden und konstanten Geschwindigkeit flog er durchs All. Wenige Sekunden später bemerkte Maik wie der Funkkontakt zum Kommunikationsgitter ausfiel. Er aktivierte die magnetischen Stiefel und stapfte langsam aber zielsicher in den hinteren Teil des Cockpits wo die Kaffeemaschine und ein bequemerer Stuhl auf ihn wartete. Er ließ sich von der Maschine einen Kaffee einschenken und dachte dabei wie alleine er nun hier draußen war. Die dünne Hülle des Schiffs ist war einzige was ihm vom im Weltall herrschendem Vakuum beschützte. Im falle der immer häufiger aufkommenden Piratenangriffen könne die Ballistische Kanone der alten Lady auch nicht viel ausrichten sodass am Ende die Notfallbake, genauso wie es bei Jonash der Fall war, nur noch von seinem Ableben berichten könnte. Die Kaffeemaschine piepte und er konnte das Heißgetränk in dem verschließbaren Becher mit zu seinem Stuhl nehmen. Er schob die Gefahren die er nun ausgesetzt war beiseite und widmete sich seiner Lektüre.


Zwölf Stunden später verkündete die Alte Lady ihre Ankunft bei den Rendezvous Koordinaten. Maik hatte gerade sein Lehrbuch zur Hälfte durchgelesen und stapfte wieder zu seinem Pilotensitz. Noch dreihundert Kilometer waren zu überwinden und Maik schnallte sich wieder an. Der Sprungantrieb deaktivierte sich mit einem leiseren Knall und der Hauptantrieb kam unter ächzten wieder online. Das Schiff stand für eine Weile stehen bis Maik wieder Schub gab um die letzte Strecke unter konventionellem Antrieb abzuschließen. Maik sah auf seinem ARA wie die Oblate-B Funkkontakt mit ihm und seinem Schiff aufbauen wollte. Mit einem Wisch akzeptierte er die Anfrage und die Raumkontrolle des Raffinerieschiffs meldete sich mit einer weiblichen Stimme prompt bei ihm: „Oblate-B an Alte Lady. Willkommen zurück im Gürtel! Wir haben uns schon gewundert wann du wieder auftauchst.“ Maik wusste erst nicht was er antworten sollte dann erinnerte er sich wieder an Jonash zurück. Er öffnete sein Mikrofon und antwortete: „Alte Lady an Oblate-B. Hier ist Maik Rendall, erbitte Landeinstruktionen.“ Die Frau am anderen Ende der Leitung war nun hörbar irritiert: „Maik Rendall von der Alten Lady. Sie können das Schiff am Arm 3 andocken. Instruktionen werden gesendet.“ Neben den Anfluginformationen empfing Maik auch eine Private Nachricht: „Hallo Maik, Jonash hatte von dir erzählt. Erzähl mir bitte was passiert ist. Ich bin später in der Kantine.“ Maik war nun sicher das dies genau die Person ist von der Jonash ihm erzählte. Er bestätigte Knapp den Empfang der Instruktionen und manövrierte wie befohlen zum Andockarm 3. Die Alte Lady war nicht das einzige Schiff an der Oblate-B. Maik konnte ein halbes Dutzend anderer Bergbauschiffe sehen die kontinuierlich anlegten, ihre Satteltaschen klärten und dann wieder mit geleerten Schiffen ablegten um tiefer in den Gürtel vorzustoßen. Er lag am zugewiesenen Andockarm an. Die Treibstofftanks seines Schiffes wurden befüllt und er konnte sich erst einmal auf dem Raffinerieschiff umschauen. Ein Mitarbeiter empfing ihn an der Luftschleuse und begleitete ihn in ein Besprechungsraum. Von hier hatte man einen guten Ausblick über ein paar der Andockmöglichkeiten der Raffinierie und in der Mitte des Raums war eine projizierte dreidimensionale Karte des Sternensystems mit einer Rasterung über den gesamten Venezia Gürtel. Der Mitarbeiter bedeutete ihn sich zu setzen und bat ihn sich an den Getränken zu bedienen. Es vergingen ein paar Minuten und weitere Personen wurden von anderen Mitarbeitern in den Raum geführt. Zuletzt kam eine Mitarbeiterin in einem blendend und anliegenden weißen Overall in den Raum. Sie nahm sich ein Schluck Wasser, stellte sich an die Projektion und begann zu sprechen: „Willkommen im Venezia Gürtel Cowboys. Ich bin Sabrine Zyota und kümmere mich darum das wir uns alle verstehen und der Tagesgeschäft der Raffinerie reibungslos verläuft. Macht keine Probleme, sorgt dafür das ihr eure Quota erreicht und ihr werdet teil einer guten Familie. Denn wir hier auf der Oblate-B sind eine Familie. Jeder passt auf den anderen auf und jeder handelt so gut er kann“, sie zählte die Personen im Raum und nahm anschließend ein Schluck. „Wir haben zwölf Anwärter und wie es das Schicksal will haben wir ausreichend offene Ansprüche in der nahen Umgebung der Oblate-B. Ich weise euch nun zu.“ Dann ging sie eine Liste an Namen auf ihrem AR-Display durch. Sie deutete für jede aufgerufene Person auf einen der Raster auf der Projizierten Karte woraufhin diese blau aufleuchtete. Dann rief sie Maik auf: „Maik Rendall, sie vertreten Jonash Malouf in seiner Abwesenheit. Sie werden seinem Anspruch zugeordnet.“ in ihrer Stimme schwang trauer mit. Maik lächelte ihr aufmunternd zu und machte sich eine Notiz auf seinem Computer. Dann ging sie ein paar weitere Personennamen durch und beendete die Besprechung: „Das wären dann alles. Eure angedockten Schiffe wurden bereits wieder aufgetankt und mit dem Kommunikationssystem der Oblate-B verbunden. Ihr seid startklar. Viel Erfolg da draußen.“ anschließend verließen die Anwesenden den Raum, Maik wartete aber auf Sabrine. Diese schüttelte ihn aber mit knappen Worten ab und vertröstete ihn auf Später. Maik versuchte sich zu erinnern durch welche Korridore er geführt und ließ sich schlussendlich von den Farblichen Markierungen entlang der Wände zu seinem Andockarm führen. Die Alte Lady erwartete ihn bereits und meldete das die Tanks gefüllt und die Satteltaschen leer sind. Maik forderte eine Startfreigabe an welche prompt von der einem anderen Raumkontrolleur bestätigt wurde. Die Magnetische Verriegelung und die Schläuche lösten sich und sein Bergbauschiff schwebte frei neben der Oblate-B. Er gab die Koordinaten seines Anspruchs in den Schiffscomputer woraufhin die Schiffs-KI meldete das sich der Anspruch nur dreihundert Kilometer entfernt war und ein Sprung nicht möglich war. Er musste also den Hauptantrieb bemühen und schob seinen Schubregler sanft nach vorn und steuerte auf die Koordinaten zu.


An den Zielkoordinaten angekommen sah Maik ein Meer aus Asteroiden von kleinen Perlen bis hin zu riesigen Felsen die um ein vielfaches größer waren als sein Schiff. Er hatte sich ein Leitfaden auf sein AR-Display geworfen um die ersten Schritte so leicht es ging zu bewältigen. Als erstes aktivierte er die Scanner Vorrichtung des Schiffes um von seiner unmittelbaren Umgebung eine detaillierte Bestandsaufnahme anzufertigen. Das Schiff hat die Antennen ausgefahren und Maik sah wie sich sein AR-Display langsam mit einer Karte der Umgebung füllte. Verschiedene Asteroiden wurden von der Schiffs-KI vorbemerkt und begann anschließend diese spektografisch zu analysieren. Maik beobachte das automatische Spiel und wartete auf das vollständige Ergebnis. Er schaltete den Radiosender der Oblate-B auf seine Kopfhörer damit er unterhalten wurde. Es lief seichte instrumentale Musik. Die ersten Markierungen lösten sich auf und verrieten dem Prospektor das es sich bei diesen Vorkommnissen um unedle Metalle handelten. Dann vermeldete die Schiffs-KI: „Spuren von Gold in einem Asteroiden gefunden. Distanz beträgt ein Kilometer.“ Die Karte auf seinem AR-Display zeigte die Position an. Maik rollte das Dokumente mit seiner zugewiesenen Quota aus und glich den Befund mit seiner Liste ab. Gold stand darauf und begeistert nahm er Kurs auf den Asteroiden. Wenige Minuten Später kam er an dem verheißungsvollen Asteroiden an. Die Scanner hatten während seines Annäherungsflugs bereits eine vollständige Abtastung durchgeführt. Ein erwartungsvolles und imponierendes Lied spielte und unterstrich die Situation bestens. Maik konnte auf seinem Leitfaden ein paar Punkte abhaken und widmete sich nun dem Hauptteil der Lektion. Er fuhr die Scanner Vorrichtung herunter und verlagerte die Energie auf die Bohrvorrichtung. Der Bohrer war eine Ansammlung aus mehreren unterschiedlich stark fokussierten Linsen welche die Oberfläche des Asteroiden mit pulsierenden Laserstößen aufbrechen konnte. Damit das Schiff nicht von dem resultierenden Staub und den losgelösten Brocken getroffen wird befand sich dieser Bohrlaser auf einem ausfahrbaren und voll artikulierten Arm. Maik blickte auf sein AR-Display und schob den detaillierten Scan vor sich damit sich dieser mit dem vor ihn liegenden Asteroiden überlagert. Mit seinen Joysticks konnte er die einzelnen Aperturen bewegen und steuern. Er zielte mit dem Bohrlaser auf die dünnste Stelle des Asteroiden um sich durch die Oberfläche zu arbeiten. Die Oberfläche schmelzte langsam und kleine Gastaschen die freigelegt wurden sorgten für kleine Explosionen die Staub und Geröll ins All beschleunigten. Dann sah er die erste Ader die im Scheinwerfer Licht funkelte. Er schaltete seine Kontrollen um und begann das weiter erhitzte innere und das fast flüssige Gold mit dem Sauger einzufangen. „Proben von Gold analysiert. Hochgradige Reinheit festgestellt“, verkündete die Schiffs-KI und Maik war stolz auf seinen ersten Fang. Er grub weiter im Asteroiden und die Satteltaschen füllten sich allmählich mit dem wertvollen Metall. Ein euphorisches Lied spielte nun. Seine Quota an Gold war mit diesem Asteroiden bereits zur Hälfte erledigt und er ließ sein Schiff nach weiteren Goldvorkommnissen und anderen Metallen und Materialien die auf seiner Liste standen suchen.


Als Maik gerade dabei war einen Asteroiden von seinem Beryllium zu befreien meldete die Schiffs-KI dass die Satteltaschen gefüllt seien und ein weiteres Abbauen nicht empfohlen ist. Maik fuhr enttäuscht seine Bohrvorrichtung herunter und verließ den Asteroiden der noch reich an Mineralien war. Er nahm wieder Kurs Richtung der Oblate-B auf und strich nach einer Stunde getaner Arbeit bereits sein Soll an Gold ab. Bei der Oblate-B angekommen meldete er sich und sein Schiff an. Sabrine meldete sich wieder am anderen Ende der Leitung: „Sehr gut Maik, bitte folge dem Flugkorridor zur Annahme der Satteltaschen. Diese werden dir per Greifarm entnommen also entriegel bereits die Verankerungen.“ Maik bekam neue Koordinaten und folgte diesen. Vor ihm waren bereits drei andere Bergbauschiffe und er konnte bei denen sehen was gleich bei ihm passierte. Die alte Lady nahm eine Halteposition an der Unterseite der Oblate-B ein und vier Greifarme fixierten sie zusätzlich. Dann kam ein Arm der die Satteltaschen ergriff und ins innere in der Raffinerie brachte. Nach ein paar Minuten wurden leere Satteltaschen in Maiks Schiff niedergelassen, dann löste sich die Arretierung und ihm wurde gestattet wieder unter eigener Kraft zu fliegen. Er verschwendete keine Zeit und flog wieder zurück in seinen Sektor. Maiks Glück, am Anfang seiner Schicht, hielt nicht an und so konnte er gerade noch die Hälfte seiner Quota erreichen. Enttäuscht machte er an der Oblate-B fest. Er und eine handvoll Anderer, der gleichen Schicht, wurden in den gleichen Besprechungsraum gebeten, wo sie erst vor wenigen Stunden ihren Dienst antraten. Die Nachbesprechung war kurz und hebte die erfüllten Quota von drei Mitarbeitern hervor. Der Mitarbeiter der die Besprechung führte wandte sich zu den anderen: „Ihr habt zwar euren Soll nicht erreicht. Aber ihr seid heute auch das erste mal im Dienst. Also nehmt es nicht so tragisch, es kann nur noch Bergauf gehen!“ Dann entließ er die Prospektoren in ihren verdienten Feierabend. Beim hinaus gehen empfing Maik eine Nachricht von Sabrine: „Ich bin in einer Stunde in der Kantine.“ Er machte sich auf diese zu finden.

Zurück zur Übersicht

Maik war an der Essensauslage gerade dabei sich mit Kaffee und Sandwiches einzudecken da gesellte sich Sabrine hinter ihm in die Warteschlange der hungrigen Mäulern. Maik bemerkte sie erst nicht und erschrak als er sich umdrehte. „Oh du bist es“, entwich ihm erleichtert als hätte er wieder an Jonash gedacht. „Hungrig, wie mir scheint?“, kommentierte sie den Haufen der belegten Brote die auf seinem Tablett platz fanden, „Lass für die anderen auch noch etwas übrig!“ Sabrine füllte ihr Tablett mit Nudeln und einem Kaffee auf und ging dann zu einen leeren Tischplatz. Maik folgte ihr nachdem er ein paar der Sandwiches zurückgelegt hatte. Am Tisch angekommen nahmen die beiden Platz und Maik kommentierte seine ersten Eindrücke: „Schönes Schiff, die Oblate-B.“ dann biss er von dem Sandwich ab. Maik wusste nicht wie er das fad schmeckende Essen einordnen sollte. Er kaute kurz und merkte dann trocken an: „Na immerhin ist das Essen kostenlos.“ Sabrine kicherte: „Kostenlos ist es nicht! Der Preis wird von deinem Verdienst abgezogen.“ Dann nahm sie ein Schluck aus ihrem Kaffeebecher und stellte diesen dann bedächtig auf den Tisch. „Erzähl mir was passiert ist. Was mit Jonash passiert ist“, bat sie ihm und streckte ihre flach auf dem Tisch gelegten Hände ihm entgegen. Maik legte sein angefangenes Sandwich beiseite. Er sagte mit leiser Stimme: „Jonash ist bei einem Überfall ums Leben gekommen. Wo und warum weiß ich nicht. Und er hat mir sein Schiff vererbt. Was ich aber noch abbezahlen muss.“ Er umfasste ihre Hände mit den seinen. Sie fühlten sich für eine Vorabeiterin im Bergbaugeschäft unerwartet sanft an. Er blickte zu ihr ins Gesicht und fragte: „Woher kanntest du ihn?“ Sabrine zuckte kurz zusammen, fasste sich wieder und begann ihre Geschichte zusammen zu fassen: „Wir kannten uns seit einem Standardjahr. Ich hatte ihn geworben und war zu dem Zeitpunkt bereits selbst seit einem Standardjahr bei der Regolith. Ich hatte als Prospektorin angefangen und hatte mein eigenes Schiff.“ sie fügte mit einem lächeln hinzu: „Um genau zu sein, jenes Schiff was du nun fliegst!“ Maik sagte mit einem grinsen: „Dann hattest du dein altes Schiff begrüßt als ich hier ankam.“ Sie nickte. „Ich bin froh das sie den Unfall überlebt hat. Aber tut mir leid das wir das gleiche von Jonash nicht behaupten können. Wenn du fertig bist möchte ich dir etwas zeigen.“ Maik ließ wieder ihre Hände los und verdrückte sein Essen. Sabrine ass langsam ihre Nudeln und sagte amüsiert: „Weißt du, eigentlich ist es egal was du hier isst. Es ist alles die gleiche Proteinmasse nur jeweils anders geformt.“ Dann hebte sie ihr Kaffeebecher und prostete ihm zu: „Aber der Kaffee, der ist echt.“ Er griff hastig nach seinem Becher und prostete ihr dann ebenfalls zu. Nachdem beide aufgegessen und ihre Tabletts weggeräumt hatten ließ sich Maik von Sabrine durch die Korridore und Treppengänge führen. Maik war fasziniert von der Größe der Oblate-B. Er hatte als Industriemechaniker zwar an Schiffen gearbeitet, aber keines war so groß wie das Raffinerieschiff. „Gibt es an Bord eigentlich keine Fahrstühle oder warum hechten wir die Treppenstufen hoch?“ fragte er und Sabrine die vor ihm lief antwortete über ihre Schulter hinweg: „Nur für Lasten und Gefahrengut. Wenn wir keinen Strom haben würdest du in Fahrstühlen stecken bleiben“, Sie zuckt ihre Schultern, „Hat sich eben so eingebürgert. Komm, wir sind gleich da!“ Sabrine machte vor einer Sicherheitstür halt und zückte ihre Mitarbeiterkarte um sich zu autorisieren. Maik hob neugierig seine Augenbraue aber bevor er etwas sagen konnte schob sich die Tür zur Seite auf. Vor ihm war eine Glaskuppel die das gesamte Observationsdeck einnahm. Aus dieser Kuppel hatte man einen weiten Blick über das Schiff. Das Licht des fernen Doppelsterns brach sich im Asteroiden Gürtel in ein schillerndes Lichtspiel. Mehrere Sitzbänke säumten den Raum und luden zum verweilen ein. Sabrine musterte den euphorisch wirkenden Maik. Er trat näher an das Glas heran wurde aber von einer Reling entlang des Raums gestoppt. Er bemerkte nicht das Sabrine ihm nicht folgte. Stattdessen ging sie zu einem Getränkeautomaten an der anderen Seite des Decks und orderte für ihn und sich etwas. Maik schaute links und rechts, sah wie die ersten Bergbauschiffe der nächsten Schicht die Oblate-B verließen und langsam und geräuschlos ihre Kurse aufnahmen. Da sah er ein Blitz in ferner Weite und schreckte hoch. „Hast du das gesehen?“ fragte er und bemerkte erst jetzt das Sabrine gar nicht neben ihm stand. Sie kam mit zwei Bierflaschen, reichte ihm eine und entgegnete ihm: „Hab ich was gesehen?“ Er winkte ab un nahm lächelnd die Flasche entgegen und sah auf das Etikett dann grinste er verträumt: „Das war sein Lieblingsbier.“ Sabrine nickte und lehnte sich gegen die Reling, „Ich weiß, Maik. Du hattest während der Schulzeit ihn damit überrascht. Er hat mir viel von dir erzählt.“ „Auf verlorene Freunde und auf neue Freunde!“, prostete sie ihm mit einem lächeln zu. „Ja, auf neue Freunde!“


Maiks wurde in den nächsten Schiffstagen immer besser im Handling mit dem Schiff und der Arbeit in der Schwerelosigkeit. Er schaffte immer häufiger nun auch die Sollerfüllungen zu erreichen. Immer wieder musste er große Asteroiden verschmähen, welche zwar die geforderten Metalle und Mineralien enthielten aber für die Alte Lady einfach zu massiv und resistent waren. Sabrine und er trafen sich regelmäßig und philosophierten über ihre Arbeit und der Firma. Sabrine war bodenständig und fühlte sich als Mitarbeiterin nicht nur als Teil der Regolith verpflichtet sondern sah in der Crew der Oblate-B ihre Familie. Als Maik nachfragte lenkte sie von ihrer Vergangenheit ab und fragte Maik was er für sich in der Zukunft sieht. Maik wusste selbst nicht so recht was er darauf antworten sollte. Er sah nur das kurzfristige Ziel den letzten Willen von Jonash zu ehren und die alte Lady auszulösen. Aber dafür bräuchte er noch mehrere Wochen. Sabrine wurde hellhörig als er meinte das er große Asteroiden gefunden habe und bat an ihn mit einem zweiten Bergbauschiff zu begleiten. Maik war begeistert von der Idee und so fuhren die Beiden gemeinsam aus und konnten die großen Brocken knacken. Seine Schulden wie auch die Satteltaschen der alten Lady wurden ihm von seinen Schultern genommen. Eines Abends lud Sabrine ihn zu sich auf ihr Bergbauschiff, die Rote Katze, ein. Sabrine folgte dem Standardprozedere und kurze Zeiter später flogen sie von der Oblate-B weg. Das Raffinerieschiff schipperte mit einem Kilogal sanft durch den Raum und die Rote Katze verblieb an Ort und Stelle. Schwerelosigkeit erfüllte das innere von Sabrines modernem Schiff. Maik war sich sicher das sie mit ihrem Schiff alleine die großen Brocken die er verschmähen musste knacken könnte. Sabrine deaktivierte ihre magnetischen Stiefel und schwebte schwerelos auf Maik zu. Er war von ihr entzückt und entledigte sich ebenfalls seiner Bodenhaftung. Die Luft um ihnen herum knistere und sie verbrachten einen wundervollen Abend.


Zweite Tage später, erwachten Maik und Sabrine in dem kleinen Bett der alten Lady, als Sabrines ARA sie zum Schichtanfang weckte. Maik umklammerte sie noch einmal und liebkoste ihre Schulter. Sie erwiderte diese mit einem Kuss auf seinen Mund aber musste sich dennoch aus seiner liebevollen Umklammerung lösen. „Ich muss los, sonst gibt es Probleme im Betrieb.“ sie kuschelte sich aus dem Bett und zwang sich wieder in ihre Uniform. Maik öffnete die Augen und lächelte sie erfüllt an. „Mach das, wir hören uns dann später.“ sagte er zu ihr und sie eilte aus dem Schiff. Sabrine ging, als sie wieder am Bord der Oblate-B war, zielorientiert und langsam zur Brücke. Hier wartete der Raumkontrolleur sehnsüchtig auf sie da sie ihn vor einer halben Stunde ablösen sollte. Maiks Arbeitsweg war sehr viel kurzer. Er nahm sich ein Kaffee, zog sich an und torkelte verliebt Richtung Pilotensitz. Mit dem Kaffee in der Hand kontrollierte er sein ARA und stellte an seinem Kontostand fest, das er nur noch einen Schichttag vor sich hatte, um die letzte Leasingrate ab zu bezahlen. Dann schaute er zur Koje wo Sabrine und er vorhin noch lagen. Sabrines Frage nach der Zukunft kam zurück in seine Gedanken und seufzend konnte er immer noch darauf keine Antwort geben. Er widmete sich wieder dem Ausblick der Alten Lady und funkte die Raumkontrolle an um seine Schicht zu beginnen. Seine Euphorie für die Arbeit ist vergangen und seine Gedanken waren nicht mehr auf sein Ziel ausgerichtet, schnellstmöglich Jonashs letzte Rate abzubezahlen, sondern im Kampf zwischen der Liebe zu Sabrine und seiner unmittelbar bevorstehende Freiheit, überall da hin zu fliegen wo er wollte. Es war sein und Jonashs Traum die Sterne zu bereisen. Abgelenkt von seiner Arbeit machte er einen Fehler nach dem anderen und die Satteltaschen füllten sich mehr mit wertlosen Gestein als wertvollen Metallen und Mineralien. Maik war gerade wieder dabei zurück zu fliegen und seine magere Ausbeute abzugeben als die melancholische Musik von einem Funkspruch der Oblate-B unterbrochen wurde…


„Mehrere Signale mit aktiven Waffensystemen im Sektor geortet. Ziele kommen schnell auf Oblate-B zu“, kam über das Netzwerk. Danach nur noch ein Rauschen. Dann zeigte Maiks ARA dass er keinen Zugriff mehr aufs Kommunikationsnetzwerk hatte. Eine Implosion, wo die Oblate-B zuletzt war, wurde von der alten Lady registriert. Maiks Gedankenkampf war zu ende und seine Gedanken waren auf Sabrine fokussiert. Er hat seinen Entschluss gefasst. Ohnmacht machte sich in ihm breit. Mit seinem Schiff konnte er nicht viel ausrichten, aber er musste etwas machen. Vielleicht reichte er in dieser Situation. Maik schüttelte seine Ohnmacht ab und umklammerte seinen Steuerknüppel. Mit vollem Schub nahm er Kurs auf die Oblate-B. Er hoffte das sich die Mitarbeiter in die Fluchtkapseln retten konnte. Dann sah er auf seinem Radarsystem wie ein Dutzend feindliche Ziele um die Oblate-B und um havarierte Schiffe flogen. Maik musste vorsichtig vorgehen und schaltete alle unnötigen Schiffssysteme ab. Die Schiffs-KI verabschiedete sich von Maik und wünschte ihm im letzten Atemzug gutes Gelingen. Je näher Maik an das Wrack der Oblate-B kam je deutlicher wurde das Massaker. Piratenschiffe griffen die Oblate-B an und selbst der Begleitschutz konnte nicht viel ausrichten. Die vereinzelten Schiffe waren entweder zerstört oder Handlungsunfähig gemacht. Sogar Rettungskapseln wurden von den Piraten zerstört. Maik ahnte schlimmes doch musste er hoffen das zumindest Sabrine diesen Angriff überlebt hat. Stetig und langsam näherte sich die alte Lady der Oblate-B und war nun, so hoffte Maik, im Radarschatten. Hier konnte er die letzten Rettungskapseln scannen und hoffentlich Sabrine finden. Er modifizierte die Sensor-Vorrichtung sodass er die verschlüsselten Implantate die jedem Bürger des Imperiums zur eigenen Sicherheit und eindeutigen Identifizierung nach der Geburt verabreicht werden. Die empfangenen Signale schickte er anschließend auf sein ARA welches diese Verschlüsselungen aufbrechen konnte. Langsam und behutsam richtete er die Sensoren aus, um die Kapseln zu orten und die Insassen zu bestimmen. Immer wieder flog ein Piratenschiff vor seine Linse und unterbrach seine verdeckte Arbeit. Zudem lenkten explodierende Rettungskapseln ihn ab. Er hoffte inständig das keine davon Sabrine enthielt. Maik wollte aufgeben als er eine Übereinstimmung fand. Zusammen mit zwei anderen Mitarbeitern saß Sabrine in einer nur wenige Kilometer weit entfernten Rettungskapsel. Maik war erleichtert wie er sah das weder ihn noch die Rettungskapsel bislang die Aufmerksamkeit der Piraten auf sich gezogen hatten. Er brauchte eine Ablenkung, denn es würde selbst den unaufmerksamsten Piraten auffallen wenn ein Bergbauschiff anflog und neben einer Rettungskapsel parkte. Er Blickte verzweifelt um sich als er sein Ass im Ärmel bemerkte, die Signalboje des Schiffs. Wie Motten vom Licht würden die Piraten von einem Hilferuf angelockt werden. Behutsam drückte Maik den Schubregler nach vorn und er näherte sich der Kapsel quälend langsam. Er wollte wie Triebgut wirken. Als er sich ganz nah an der Rettungskapsel befand öffnete Maik ein lokalen Kommunikationskanal und hoffte das Sabrine seine Nachrichten erhält. „Klopf klopf. Macht euch bereit für einen Spaziergang,“ signalisierte Maik den Flüchtlingen. Sabrine, Matthias und Erat waren bereits in Rettungsanzügen und hatten ihre Helme aufgesetzt. „Wir stehen bereit die Luke zu öffnen“, kam als Antwort zurück. Er öffnete die Luftschleuse der alten Lady und aktivierte die Boje, welche sofort begann, ein Notruf zu senden. Es wirkte wie ein Leuchtfeuer, welches von ihm und der Rettungskapsel ablenken solle. Wie erwartet sah Maik eine Handvoll der Piratenschiffe auf die Oblate-B zu zufliegen. Zwischen der Kapsel und dem Schiff lagen nur wenige Meter und Maik schrie die Flüchtlinge an sich zu beeilen.


Sabrine und die beiden anderen Flüchtlinge kamen rasch an Board, gerade rechtzeitig als Maik bemerkte das zwei der Piratenschiffe mit aktiven Waffensystemen Kurs auf die alte Lady genommen haben. Seine Tarnung ist aufgeflogen. Er fuhr alle Schiffssysteme rasch hoch. Die KI begrüßte ihn und warnte vor zwei sich rasch näherkommende Raketen. Maik gab vollen Schub und hoffe schnell genug die Sprungschwelle zu erreichen. Die Alte Lady war nicht groß genug für die Passagiere und Sabrine musste improvisieren. Die drei stellten sich an die hinterste Wand um nicht bei der hohen Beschleunigung dagegen geworfen zu werden. „Acht Kilogal“, meldete die Schiffs-KI und die Raketen waren nur noch einhundert Meter entfernt. Maik verfluchte die Beschleunigungsraten der Tod bringenden Geschosse die sie unentwegt verfolgten und sogar zu ihnen aufholten. „Achtkommafünf Kilogal“, meldete die Schiffs-KI und die Raketen waren nur noch dreißig Meter entfernt. Maik aktivierte den Sprungantrieb in der Hoffnung das Jonash bei seiner Erklärung damals falsch lag. Sabrine, Matthias und Erat spürten den schmerzhaften Druck. „Vorbereiten auf Aufschlag!“, warnte die Schiffs-KI. Die Alte Lady kreischte.

Zurück zur Übersicht

Am anderen Ende des Venezia Gürtels, wachte Kathrin in ihrem Apartment auf. Der Club, unter ihr, war immer noch laut und die donnernde Musik konnte sie immer noch gut hören. Sie drehte sich auf die Seite und bemerkte, dass Julie nicht neben ihr lag. Gähnend und mit einem brummenden Schädel setzte sie sich auf. Das ARA, an ihrem Handgelenk, zeigte eine neue Nachricht an. Sie war von ihrer Lebenspartnerin. Kathrin tippte ein Symbol, woraufhin die Nachricht abgespielt wurde.

„Lola, Kath. Sorry, dass ich dir nur eine Nachricht hinterlasse. Ich weiß, wir wollten gemeinsam noch einmal frühstücken, bevor ich wieder zur Alexa Station reise. Wir hatten wohl einfach zu lang und hart im Club gefeiert! Und, du lagst so friedlich da und schnurrtest wie ein Kätzchen. Ich konnte es einfach nicht über mein Herz bringen, dich aufzuwecken. Ich hoffe du verzeihst mir.“ Kathrin grinste und zwängte sich in ihren Overall. Mit halb angezogenen Klamotten ging sie zur Küchennische, um sich einen Kaffee zu machen und etwas Essbares zu finden. Dann hörte sie weiter. „Ich werde in einem Standardmonat wieder zu Hause sein. Bis dahin, pass bitte auf dich auf und stelle keine Dummheiten an, die ich nicht auch machen würde, okay?“ Proteinmasse mit Käse Geschmack legte sie sich auf ihr synthetisches Brot. Wenigstens war der Kaffee echt. Sie setzte sich zurück aufs Bett und hörte ihrer Freundin weiter zu, „Du, ich muss los. Hab dir was feines in dein Nachtschrank getan. Hab dich lieb! Bye!“

Kathrin legte ihr angebissenes Brot zurück und rückte näher an den Nachtschrank, um diesen zu öffnen. Erstaunt und überglücklich holte sie ein Stück Schokolade aus einem Papierumschlag hervor. Sie begutachtete die Tafel von allen Seiten und roch dann beherzt daran. „Echte Schokolade“, stellte sie fest, „unermesslich teuer!“ Julie meinte es immer gut mit ihrem Naivling. Während sie behütet im Piratennest aufwuchs, baute Julie ihr Netzwerk, von den Monden Opals bis in den Venezia Gürtel hinein, auf. Kathrin legte das Stück Schokolade zurück in das Papier und steckte es für später in ihren nun angezogenen Overall.

Ihre Aufmerksamkeit wechselte auf ihr AR-Display, welches verkündete, dass die Aasgeier, ihr Bergungsschiff, wieder repariert und flugfähig ist. Sie beendete ihr Frühstück und verließ ihr Zimmer. Nun war die donnernde Musik von unten deutlicher zu hören und ihr Schädel machte sich wieder bemerkt. Sie drehte nochmal um, um eine Tablette aus ihrem Medizinschrank zu holen. Mit dem letzten Schluck Kaffee würgte sie die schmerzlindernde Medizin herunter.


Eine Stunde später kam sie am Dock an. Reges Treiben herrschte hier vor. Schiffe hebten ab oder landeten auf den Plattformen. Ihr gelbes Schiff, die Aasgeier, wartete sehnsüchtig auf sie in einem der hintersten Bereiche. Sie blickte auf ihr AR-Display um sich ihren lokalen Kontostand anzuzeigen. Zu ihrem bedauern, hat sich dieser nicht wie ein Wunder erhöht, sondern verblieb zäh nahe dem Nullpunkt. Es war aber noch genug, um die nächste Monatsmiete für ihren Landeplatz zu bezahlen.

Kathrin drückte ein Knopf an ihrem Schiff um die Luftschleuse zu öffnen, woraufhin zusätzlich eine Leiter hinuntergelassen wurde. Sie wolle nicht auf der Tasche von Julie liegen, auch wenn sie ihr aus der finanziellen Situation mit Freude helfen würde. Nein, sie müsse selbst für ihr Leben aufkommen können!

Kathrin erklomm die Leiter und innen im Schiff angelangt, drückte sie einen weiteren Schalter und die Schleuse verschloss sich hinter ihr. „Zeit wieder Schrott zu sammeln“, dachte sie sich während die Schiffsbeleuchtung langsam ansprang und die Ladebucht in der sie sich nun befand in blaues Licht hüllte. Sie erklomm die nächste Leiter, um in das Cockpit der Aasgeier zu gelangen.

Hier prüfte sie noch einmal die kleine Kochnische und die darunterliegenden Fächer und stellte fest das sie noch Vorräte für die nächsten drei Tage hat. Dann kam sie am Kleiderschrank an und kontrollierte ihren Raumanzug. Zufrieden ging sie weiter in die Glaskanzel und schwang sich voller Elan in ihren Pilotensitz.

Sie setzte alles in Bewegung und die Schiffs-KI begrüßte sie freundlich als auch diese ansprang: „Willkommen Kathrin! Selbstdiagnose wird gestartet …“ dann begann die KI die Liste der Schiffssysteme und dessen Gesundheitszustände durchzugehen. Am ende war alles Einsatzbereit und wartete auf die Pilotin. Kathrin funkte die Raumkontrolle an um eine Startfreigabe einzuholen. „Tempin Raumkontrolle an die Aasgeier. Freigabe zum Start erteilt. Viel Glück da draußen!“ Die Klammern, die das Schiff am Boden hielten, lösten hörbar ihren Griff. Kathrin gab nun leichten Schub, um sich aus den sicheren Hafen zu manövrieren.

Auch wenn der Venezia Gürtel mehrere hundert Kilometer von ihr entfernt war konnte sie dennoch dessen Asteroiden und die Gastaschen sehen die wie ein Kilometer breites unruhiges Meer und dessen Schaumkronen wirkten. Zu leicht passiert es das unvorsichtige Schiffe mit Asteroiden kollidieren oder durch das leichtentzündliche Gas zerstört werden. Im Bestfall überlebt die Schiffsbesatzung diese Ereignisse nicht und sterben an Ort und Stelle. Nach Hilfe zu rufen im Gürtel ist zwecklos da entweder das Kommunikationsgitter des Imperiums hier nicht funktioniert oder Rettungskräfte Stunden bräuchten um am Ort des Geschehens anzukommen.

Kathrin begann sich auszumalen, was mit ihr passieren würde, sollte sie mal unvorsichtig sein. Was würde Julie nur von ihr denken? Was würde Julie dann tun; sich vor Kummer zu Tode besaufen oder würde sie sich fangen können? Um sich von diesen düsteren Gedanken abzulenken, setze sie ihre Kopfhörer auf und drehte laut die Musik auf und sang mit. Die Station lag nun weit hinter ihr und sie begann den Sprungantrieb hochzufahren um damit tiefer in den Venezia Gürtel einzudringen. Mit dem Einsetzen des Refrains, begann sie und die Aasgeier zu schreien. Kurze Zeit später war sie auf dem Weg.


Eine Stunde später fiel ihr Schiff aus dem Sprung und das Radar der Aasgeier zeigte eine Sammlung an Raumschiffen die auf sie schnell zu kamen. Die Transpondercodes wurden auf ihrem ARA zu Namen aufgelöst und einen davon kannte sie all zu gut. Sie öffnete einen Funkkanal zum Staffelführer: „Lola, Marquos. Wohin des Weges?“ „Rora dich zu sehen Kathrin. Wir sind gerade wieder unterwegs nach Tempin. Hatten einen Geheimtipp bekommen, dass ein Raffinerieschiff nahezu schutzlos hier draußen war. Wir geben den anderen Bergungstruppen die Koordinaten, aber du kannst dich hier solange schon einmal austoben. Koordinaten werden gesendet“, antwortete der angefunkte Pirat und Kathrin bestätigte den Empfang. Sie gab den Kurs zu den Koordinaten ein und bedankte sich bei den Raumträumern: „Mertha! Das nächste Bier geht auf mich.“ Marquos’ Schiff und die anderen flogen weiter und Kathrin nahm ihren neuen Kurs auf.

Bei den Koordinaten angekommen, offenbarten sich die Spuren des Piratenangriffs. Der riesige Rumpf der Raffinerie war aufgebrochen. Verstreut waren Wracks von Bergbauschiffen, Rettungskapseln und Angriffsschiffen, davon nur ein oder zwei Piratenschiffe der Rest gehörten der imperialien Flotte. Von überall nahm Kathrin Signale von Notbaken wahr. Sie schickte eine Sprungbake aus, um den Friedhof später erneut wiederzufinden und anspringen zu können. Dann widmete sie sich eines der kleineren Schiffe. Die Schiffssensoren analysierten die Überreste und die Daten trudelten auf dem AR-Display was sie vor sich platziert hatte ein. Es handelte sich um ein Bergbauschiff der Regolith. Die Schiffssysteme waren schwer beschädigt oder funktionsunfähig. Das Lebenserhaltungssystem hat es völlig erwischt. Dann schob sich eine Registrierung in ihr Sichtfeld, die sie augenblicklich wegwischte. Sie ist hier um Schrott zu sammeln, nicht um die Personen kennenzulernen die das Pech hatten, bei diesem Vorfall das Leben zu verlieren. Kathrin legte sich Clubmusik auf ihre Kopfhörer, um sich abzulenken. Die Aasgeier war nun vor dem Wrack stehen geblieben und Kathrin aktivierte die Bergungswerkzeuge. Mechanische und voll artikulierte Greifarme spreizten sich von der Schiffshülle ab und die Aasgeier wirkte jetzt wie eine Spinne. Unter dem gläsernen Cockpit, in dem Kathrin saß, erhitzte sich der Laserschneider, womit sie die Hülle in handlichere Teile zerschneiden konnte. Für das Wertvollste am Schiff musste sie aber aussteigen und selber Hand anlegen.

Sie flog mit der Aasgeier um das Wrack in der Hoffnung Löcher zu finden, wo durch sie ins Innere gelangen könnte. Selbst nach dem zweiten Absuchen der Schiffshülle, war die Suche erfolglos. Kathrin mutmaßte das dieses Schiff Opfer einer Störrakete, welche aktive Schiffssysteme mit Energie überluden und schlussendlich zum Absturz brachte. Nur inaktive oder besonders geschützte Systeme würden so einer Überladung standhalten. Sie lies ihre Aasgeier das Wrack mit ihren mechanischen Armen arretieren und schneidete sich mit Schneidlaser ein Loch in die Hülle. Nachdem die Hülle durchbrochen war, griff sie mit den übrigen Armen in das Loch um es zu weiten. Zufrieden mit der Größe verließ Kathrin den Pilotensitz und zog ihren passenden Raumanzug an.


Mit einem Laserschneider bewaffnet, stieß sie sich von der Luftschleuse der Aasgeier ab und schwebte geräuschlos auf das, von ihr geschaffene, Loch zu. Kaum landete sie mit Füßen voran im Inneren des Schiffes, sprang dessen KI wieder an. Hörbar beschädigt und verzerrt alarmierte die Schiffs-KI über den Eindringling. Die Luke zum Maschinenraum war versiegelt und Kathrin musste das Schiff mit einem Hackprogramm überzeugen, dass sie nun der Kapitän sei und für alle Handlungen, die sie hier durchführte, autorisiert war. Sie tippte ein paar Befehle auf ihrem ARA und paar Augenblicke später gehorchte die KI. Die Luke öffnete sich dem Eindringling. Die darin eingeschlossene Luft kam ihr wie eine starke Windböe entgegen. Sie erschrak, da außerdem eine Leiche ihr Kopfüber entgegenkam. Die Person vor ihr hatte kein Raumanzug an, nicht einmal eine Atemmaske. Kathrin bemerkte das die Leiche erfroren war. „Das muss wohl der Pilot gewesen sein“, sagte sie nervös zu sich. Ihr Finger strich über ihr eigenes ARA, um die Musik lauter zu machen. Entsetzt stellte Kathrin aber fest, dass sie Kontakt zu ihrem Schiff verloren hatte und nur noch Stille auf ihrem Kopfhörer lag. Kathrin schloss ihre Augen und atmete tief ein und wieder aus, um sich zu beruhigen.

Sekunden vergingen und sie drückte sich mit geschlossenen Augen an dem Leichnam vorbei. Erst nachdem sie sicher war, die Leiche passiert zu haben, öffnete sie wieder die Augen und fand sich im Maschinenraum wieder. Die Vielzahl an Kühlaggregaten, Kraftwerken und sonstigen Schiffskomponenten qualmten und schlugen Funken. Kathrin prüfte die Wartungsschächte, die den Zugriff auf die Komponenten von außen ermöglichten, konnte aber nur feststellen, dass die Mechanik zerstört und die Klappen mit der Hülle verschmolzen waren. „Ich muss die Komponenten einzeln herausschneiden“, sprach sie enttäuscht zu sich und ließ ihren Blick durch den Maschinenraum wandern. Bei der Bestandsaufnahme fiel ihr ein Gerät auf, was munter vor sich her blinkte. Neugierig nahm Kathrin das Gerät in die Hand und kappte dessen Verbindung zur Energiequelle. Kurz daraufhin klang ihre Musik wieder in ihrem Kopfhörer und die Schiffs-KI der Aasgeier meldete sich bei ihr: „Kontakt zu Kathrin verloren. Weitere Lebenszeichen in kritischem Zustand entdeckt. Kontakt zu Kathrin verloren, versuche wiederherzustellen …“ Kathrin drückte die Benachrichtigungen beiseite und schaute nun noch faszinierter auf den Störsender, den sie in der Hand hielt. Das Mysterium erweckte ihr Interesse, der Schrott und die Komponenten waren in den Hintergrund gerückt. Sie schwebte mit dem Gerät in der Hand zurück zum Loch, blieb aber bei der Leiche stehen. Kathrin durchsuchte den Körper und fand neben dem Mitarbeiterausweis von Filipe Nygard auch sein ARA. Sie steckte beides ein und schwebte dann weiter.

Auf der Aasgeier angekommen steckte Kathrin das geborgene ARA in den Computer, um auf dessen verschlüsselte Daten zuzugreifen. „Was hast du zu verbergen?“, fragte Kathrin das Armband, während sie den Störsender daneben ablegte. Nachdem sie alles verstaut hatte, setzte sie sich auf ihren Pilotensitz. Sie schaute auf den eingehenden Notruf und stellte fest, dass dieser eine imperiale Kennung hatte. Sie seufzte und versuchte sich mit einer Lüge zu überreden, nicht dem Ruf zu folgen: „Es sind nur Imps! Es ist nicht deine Aufgabe, den guten Samariter zu spielen. Zurück an die Arbeit, Kathrin!“ sie sank in ihren Sitz zurück und blickte auf das Meer von treibenden und noch brennenden Schiffen. Sie kniff ihre Augen zusammen und ihr guter Wille siegte: „Es sind aber auch Monadi. Ich muss ihnen helfen!“

Die Aasgeier löste die Umklammerung und Kathrin nahm Kurs auf das empfangene Notsignal. Die Aasgeier nahm fahrt auf.

Zurück zur Übersicht

Die Herkunft des Notsignals kam immer näher und Kathrin sah ein brennendes Bergbauschiff. Um das Schiff verstreut schwebten die Überreste der Triebwerke und aufgerissenen leere Säcke, die einst Satteltaschen gewesen waren. Kathrin verlangsamte die Aasgeier und öffnete einen Kanal zu den drei Passagieren, die in Lebensgefahr waren. „Kathrin an die Passagiere des havarierten Schiffs. Ich habe euer Notsignal empfangen. Benötigt ihr Hilfe?“ fragte sie besorgt. Eine Frauenstimme am anderen Ende und antworte verzweifelt: „Hier ist Sabrine. Ja wir brauchen Hilfe. Maik ist bewusstlos und schwer verwundet. Uns anderen geht es gut. Bitte helfen sie uns!“ Kathrin musste schwer schlucken und dachte: „Die Aasgeier ist nicht für vier weitere Personen konzipiert. Höchstens zwei. Aber der Laderaum ist groß genug. Okay, wenn sie sich mit der Packsicherung festmachen, sollte das gehen.“ Dann beantwortete Kathrin den Hilferuf, nachdem sie einen Plan konzipiert hatte: „Okay, ich docke an euch an. Haltet euch bereit.“

Kathrin machte längsseits am havariertem Schiff fest und ließ die Luftschleuse der Aasgeier ausfahren. Im Inneren der zerstörten alten Lady hörten die drei Mitarbeiter der Regolith, wie die Luftschleuse magnetisch verriegelt wurde. „Ihr könnt herüberkommen. Durchgang ist gesichert“, kam es über Sabrine’s ARA. Matthias und Erat schnappten sich Maik und schleppten ihn hinüber. Sabrine sammelte noch das Letzte, was sie auf der alten Lady bergen konnte, ein und folgte ihnen. Sie seufzte, als sie auf der Luftschleuse noch einmal umdrehte, um noch einmal zurück auf ihr altes Schiff blicken zu können. Sie verabschiedete sich von ihr und ging hinüber zur Aasgeier.


Kathrin wartete mit einem Medizinkasten auf die Flüchtlinge im Laderaum der Aasgeier und öffnete ihnen die Schleuse. Sabrine bedankte sich überschwänglich bei ihrer Retterin. Ihre beiden Begleiter legten Maik in die Mitte des Raums und rollten ihren Jacken zu einem Kissen, welches sie unter seinen Kopf schoben. Kathrin übergab den Kasten an Sabrine mit den Worten: „Hier, ich hoffe, dass hilft eurem Begleiter. Bitte bleibt hier unten, ich werde schon einmal Kurs zur nächsten Basis setzen.“ Sabrine nahm den Medizinkasten dankend entgegen und setzte sich neben Maik. Beim Aufmachen des Kastens, fragte sie Kathrin: „Das ist die Domingo Station, richtig? Wir sind von der Regolith.“ Kathrin wollte sich am liebsten selber ohrfeigen. Sie dachte sich:„Diese Flüchtlinge waren von Marquos angegriffen und nun sitzen sie wie nasse Hunde in meinem Laderaum. Was mache ich hier?“ Dann blickte sie in Sabrines Gesicht und lächelte leicht. Sie antwortete ihr ausweichend: „Sorgt dafür, dass euer Kollege wieder zu Bewusstsein kommt. Ich bringe euch in Sicherheit.“ Dann, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, kletterte Kathrin zurück in ihr Cockpit. Sabrine blickte ihr für einen Moment schweigsam hinterher, widmete sich dann wieder der medizinischen Verpflegung von Maik. „Komm schon Maik, bitte verlass mich nicht“, flehte sie ihn an.

Kathrin schlenderte gedankenverloren durch ihr Cockpit und prüfte im Vorbeigehen des angeschlossenen Armbands dessen den Status. Das Knacken der Verschlüsselung benötigte nur noch wenige Minuten. Kathrin gab über Funk in den Laderaum durch, dass sie in Kürze springen werden und die Passagiere sich an der Rückwand festschnallen sollen, damit sie nicht von der Beschleunigungskraft erdrückt werden.

Sabrine war überglücklich, als Maik wieder seine Augen öffnete. Sie nahm sein Kopf in ihre Hände und gab ihm ein Kuss auf die Stirn. Maik lächelte ihr matt entgegen. „Du hast mir Sorgen gemacht, Maik! Komm, wir müssen uns anschnallen!“, sagte sie hastig und half ihm auf die Beine. Sabrine brachte ihn an die Rückwand, wo sie ihn und sich selbst festmachte. Ihre beiden Kollegen folgten ihrem Beispiel. Dann signalisierte sie über die Gegensprechanlage Kathrin, dass sie gesichert und bereit für den Sprung sind.

Der Druck der des Haupttriebwerks machte sich bei ihnen in den Knochen bemerkbar und kurze Zeit später war der Knall des Sprungs ohrenbetäubend laut in dem Laderaum zu hören. Der Druck ist verflogen und sie waren in Schwerelosigkeit. Sabrine atmete tief ein. „Passt mir auf Maik auf, ich muss mit unserer Retterin reden“, bat sie die anderen und schnallte sich ab. Mit aktivierten Magnetstiefeln stapfte sie durch den Laderaum und erklomm die Leiter ins Cockpit.


Kathrin hörte sich derweil die Aufzeichnungen, die sie auf dem Armband gefunden hatte, an. Erst ging es um banale Anrufe zwischen Filipe und seinen Freuden und Familie. Dann kam sie zu den interessanteren Gesprächen und ein verzerrtes Bild offenbarte sich ihr. Die Familie von Filipe, dem Besitzer des geborgenen ARAs, wurde von der hoch angesehenen Solaire entführt. Diese, oder zumindest ein Agent der Firma erpresste ihn damit und forderte von ihm, dass er ein Störsender auf seinem Schiff für ein Jahr aktiv halten müsse und sonst wie gewohnt für die Regolith arbeitet. Kathrin blickte fragend auf den Störsender, den sie geborgen hatte. „Piraten werden von imperiale Großkonzerne angeheuert, um Konkurrenten auszuschalten. Wir sind doch nicht deren verdammte Schoßhündchen. Was ist das für ein Mist?“, fluchte Kathrin und ihr Blick verfinsterte sich. Sie drehte sich samt ihrem Pilotensitz um und sah, wie Sabrine sie und die Aufzeichnungen belauschte.

Kathrin schloss peinlich berührt ihre Augen und dachte daran, wie sie sich gerade einer imperialen Bürgerin als Piratin zu erkennen gab. Sabrine’s Hand fuhr hinter ihrem Rücken, wo sich eine Notfallpistole befand. Kathrin blinzelte Sabrine fragend an. Bevor sie sich erklären konnte, eröffnete Sabrine das Wort und fragte sie nach der Wahrheit: „Du bist eine Piratin, oder? Warum habt ihr uns das angetan?“ Kathrin war unbewaffnet. Im Cockpit, neben Sabrine war ein Waffenschrank, aber dieser schien in diesem Moment in weiter Ferne zu sein. Sie musste die Situation mit Worten lösen: „Ja ich bin eine Piratin und nein, ich habe nichts mit dem Übergriff zu tun! Ich habe euch ohne Hintergedanken aus dem Wrack gezogen. Stell bitte keine Dummheit an.“ Dann versuchte sie von der Situation abzulenken und fragte mit besorgter Miene nach Maik „Maik geht es gut, danke dafür. Wohin geht unsere Reise?“ fragte Sabrine nervös. Ihre zitternde Hand umschloss die Pistole. „Wir fliegen nach Tempin. Das ist meine Heimat. Wenige Stunden von hier entfernt. Euch wird nichts passieren“, versprach Kathrin. Sabrine zückte die Pistole hinter ihrem Rücken und versuchte Kathrin zu bedrohen, diese riss instinktiv ihre Hände nach oben. Sie forderte Kathrin auf, dass das Schiff Kurs auf die Domingo Station nehme. Kathrin schüttelte ihren Kopf und redete mit sanfter Stimme auf Sabrine ein: „Wenn dieser Angriff wirklich von der Solaire geplant war und Filipe erpresst wurde. Dann würde Solaire auf uns dort warten. Sie würden mit uns die letzten Spuren verwischen. Dir liegt etwas an Gerechtigkeit, oder?“ Sabrine blinzelte, sie hatte nicht mit diesem Argument gerechnet. Sie hielt weiter ihre Pistole auf Kathrin gerichtet, aber sie zitterte stärker. Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit, als sie Kathrin anschrie: „Ja. Gerechtigkeit für meine Familie und Freunde, die auf der Oblate-B von euch Piraten getötet wurden!“ „Und Gerechtigkeit wirst du bekommen. Aber nicht, indem du mich tötest, sondern indem wir die Aufnahmen öffentlich machen! Ich kenne einen Informationshändler, er wird uns dabei helfen können“, bot Kathrin ihr an. Sabrine sicherte die Pistole und verstaute diese auf ihrem Rücken. Kathrin atmete erleichtert aus. Sabrine war einverstanden aber gab ihr zu verstehen: „Gut. Ich nehme dich beim Wort!“ Kathrin reichte ihr ihre Hand und Sabrine kam zögerlich auf sie zu. Dann besiegelten sie ihre Abmachung mit einem Handschlag.

„Ich muss meinen Kollegen von unserem Plan erzählen“, sagte Sabrine zögerlich, als sie aus dem Cockpit hinausging. Kathrin war damit einverstanden. Sie bat Sabrine kurz zu warten und schickte ihr ein paar Wasserflaschen schwere los entgegen. Kathrin wollte nicht, dass ihre Gäste unten im Laderaum verdursten und es würde ihre guten Absichten untermauern. Sabrine bedankte sich für Kathrins Gastfreundschaft und kletterte zurück. Dann war Kathrin wieder alleine und sie wandte sich ihrem Kaffeeautomaten „Knüpft man etwa so neue Kontakte ins Imperium, Julie?“ fragte sich Kathrin gedankenverloren, als sie sich einen Kaffee ausschenken ließ.


Sabrine kam mit den Wasserflaschen unten an und verteilte diese. Dann räusperte sie sich und begann ihre Erklärung mit den Worten: „Wir werden nicht zur Domingo Station reisen …“ Ihre drei Kollegen hörten ihr aufmerksam zu, aber hielten sie für verrückt. „Wir können uns nicht mit Piraten einlassen! Müssen wir aber auch nicht, denn wir sind in der Überzahl!“ meinte Erat empört. Maik aber stellte sich an Sabrines Seite und entgegnete dem anderen: _„Sie hat uns gerettet, ihr gebührt unsere Dankbarkeit!“ „Warum sollte die Solaire uns angreifen? Die haben einen ganzen Planeten zum Ausbeuten und die Regolith muss sich mit dem Venezia Gürtel zufriedengeben“, hinterfragte Matthias. „Kathrin hat aus einem unserer Schiffe ein ARA geborgen. Da konnte man Filipe hören, wie er mit einer anderen Person gesprochen hatte. Er wurde von der Solaire erpresst!“ Matthias musste seinen Kloß im Hals herunterschlucken, denn er war mit Filipe gut befreundet. Er fluchte leise. „Okay, schön und gut. Aber sobald wir unter Piraten sind, sind wir geliefert. Ich wäre dafür, wir schlagen uns alleine durch“, schlug Erat vor. Sabrine nickte ihm zu. Sie dachte kurz nach und unterbreitete ihren Kollegen einen Gegenvorschlag: „Ich kann Kathrin darum bitten, jeden von uns auszusetzen, der nicht ins Piratennest will. Ich kann aber für nichts garantieren.“ Matthias und Erat akzeptierten den Gegenvorschlag. Maik hingegen verblieb auf Sabrines Seite, was sie mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm. Sie kletterte erneut ins Cockpit, um sich mit Kathrin zu beraten.

„Vielleicht kann ich da etwas für deine zwei Kollegen einrichten. Wir müssen aber nah genug an den Mond heranfliegen, damit ich das Shuttle organisieren kann“, stellte Kathrin, nachdem sie die Bitte von Matthias und Erat gehört hatte, klar. Sabrine sagte ihr, dass dies kein Problem darstelle.


Wenige hundert Kilometer vor dem Asteroiden, in dem die Raumträumer, welcher aber vom Imperium als Piraten dargestellt wurden, sich eingenistet hatten, empfing die Aasgeier wieder ein Kommunikationsnetz. Kathrin hoffte darauf, dass Marquos bereits wieder zu Hause war und funkte ihn an. „Marquos, tut mir leid mit dem Bier. Ich habe da eine Bitte …“, begann sie den Funkspruch. Marquos war von der Idee nicht begeistert, aber konnte ihre Bitte dennoch nicht ausschlagen: „Das war so unglaublich dumm von dir, aber ich kann dich verstehen. Ich organisiere uns ein Shuttle. Wir sehnen uns gleich!“

Marquos kam mit einem Shuttle ihnen entgegen und nahm neben der Aasgeier eine Halteposition ein. Marquos gab ihnen ein Zeichen, dass er bereit war, die beiden Passagiere zu empfangen. Die Beiden bedankten sich bei Kathrin, dass sie ihren Wunsch erfüllte. Erat wandte sich zum Abschied noch einmal zu Sabrine und umarmte sie. Er warnte sie: „Pass bitte auf dich auf, und traue niemanden!“ Sabrine lächelte und erwiderte seine Umarmung. Dann gingen Matthias und Erat über die angedockte Luftschleuse hinüber auf Marquos’ Shuttle. Kurze Zeit später löste er die Verankerung und nahm Kurs auf die Domingo Station. Die beiden Regolith Mitarbeiter waren zwar nicht zufrieden weiterhin mit einem Piraten zu fliegen, aber es war in ihrer Vorstellung besser als in einem ganzen Nest voller Piraten zu sein. Sie ahnten nicht, dass Marquos für ihre missliche Situation verantwortlich war. Geräuschlos flogen sie aus dem Blickwinkel der Aasgeier.

Kathrin flog näher an den Raumhafen heran und bat um Landeerlaubnis. Der immer freundliche und gut gelaunte Raumkontrolleur bestätigte die Anfrage und kurze Zeit später landeten Kathrin, Sabrine und Maik im Mond Tempin.

Zurück zur Übersicht

Kathrin stieg aus ihrem Cockpit aus und sah, wie Maik wieder putzmunter war. Sie lächelte ihn an und sagte erfreut: „Dir scheint es wieder gut zugehen. Sabrine scheint eine gute Ärztin zu sein.“ Die angesprochene winkte ab und entgegnet ihr knapp: „Grundkurs bei der Regolith. Wir können uns glücklich schätzen, dass dein Medizinkasten gut ausgestattet war.“ Kathrin nickte und ging Richtung Schleuse. Sie ermahnte die Beiden mit einem Wort der Warnung: „Was auch immer ihr tut, verhaltet euch bitte nicht wie Imps!“, Sie hielt kurz inne. Ihr war es peinlich, die beiden Überlebenden abschätzig als Imps zu bezeichnen und korrigierte hastig nach, „Ähm, wie Arschlöcher! Wir versuchen hier einfach nur zu leben. Verscherzt es euch hier mit niemandem, denn es kann nur schlecht für alle beteiligten ausgehen.“ Maik nickte ihr zu und beide versprachen offen gegenüber den Bewohnern des Nests zu sein.

Dann öffnete Kathrin die Luke und die abgestandene Luft drang in ihr Schiff ein. Sabrine rümpfte die Nase, sie war besseres gewohnt. Maik fühlte sich zurückversetzt, als wäre er wieder in einer der ärmeren Sektionen auf der Alexa Station. Die Drei gingen hinaus und der Lärm des Hafenbetriebs gelang an ihre Ohren. Maik grinste. Kathrin bat die beiden Imperialen, ihr zu folgen. Sie führte sie durch stillgelegte Minenschächte, die zu Straßen umfunktioniert wurden. Maschinenteile zeugten noch von der Arbeit, die hier vor langer Zeit verrichtet wurde.

Kathrin sah, wie Sabrine fragend drein blickte und erklärte ihr: „Tempin war einst eine Bergbauanlage des Imperiums. Aber nachdem nichts mehr hier zu finden war, gaben sie die Anlage auf. Wenige Zeit später, als wir uns sicher waren, dass die Luft rein war, haben wir hier gesiedelt.“ Schlussendlich kamen sie vor einer Gebäudefront stehen. Von außen sah es wie ein Radiostudio aus, überall waren Fernsehdisplays aufgehängt die nichts anzeigten. Kleine Gerätschaften waren in den Schaufenstern verstreut und über dem Eingang war weißer Farbe von Zilas Studio die rede.

Kathrin ging als erste durch die Metalltür hindurch. Sabrine und Maik folgten ihr in den noch voller zugestellten Raum. Auf einem Tresen war ein ausgeschlachtetes Gerät ausgebreitet. Kathrin rief nach Zilas. Es lärmte aus dem Hinterstübchen und Zilas kam heraus. Die beiden umarmten sich überschwänglich und Kathrin meinte das sie nicht zum Spaß hier wäre. Sie stellte Maik und Sabrine vor und kam dann zum Punkt: „Wir brauchen deine Hilfe. Die beiden hier sind überlebende eines Piratenangriffs.“ Zilas entgleiste sein Gesicht und Kathrin musste ihn erst einmal beruhigen. „Der Piratenangriff kam nicht von ungefähr. Der Solaire Konzern hat ihn beauftragt um der Regolith zu schädigen.“ Sabrine vervollständigte ihre gemeinsame Absicht: „Davon muss jeder im Imperium erfahren!“ Zilas Augen funkelten: „Oh, das ist sehr gut. Die Toten verlangen Gerechtigkeit!“ Sabrine tauschte Blicke mit Kathrin und Maik aus und nickte dann. Zilas schlug seine Hände zusammen und forderte eine Gegenleistung: „Sehr gut, ich setze mich gleich dran. Aber ich brauche etwas von euch. Wisst ihr von der Expedition zu den äußeren Planeten?“ Maik gab zu verstehen: „Ja, es gab vor ein paar Jahren ein Versuch Pim zu erforschen. Kurz danach war nichts mehr im Imperium davon zu hören.“ „Das ist richtig, Maik. Aber ich sage euch, da ist immer noch etwas. Und ihr sollt das etwas für mich finden.“ Kathrin entgegnete ihm: „Die Aasgeier ist kein Forschungsschiff. Das wird Tage dauern, bis wir zum Gasriesen kommen. Aber gut, das bekommen wir hin.“ „Gut. Gut. Ich brauche euch zwei noch hier damit wir eine gute Story daraus machen können. Natürlich nur die Wahrheit, aber etwas aufgepuscht“, bat Zilas Maik und Sabrine zu bleiben. Kathrin übergab das ARA von Filipe und verließ dann das Gebäude. Sie steuerte den Piratenhafen wieder an damit sie sich um die Aasgeier zu kümmern und für die lange Reise und für ihre zwei neuen Crewmitglieder fit zu machen.

In Zilas Shop erklärten Maik und Sabrine haargenau was vorgefallen war. Zilas hörte den Ausführungen zu und erzeugte Visualisierungen des Vorfalls und spielte den Traumatisierten nach jeder Änderung wieder vor. Dann wandte er sich einem anderen Detail zu und bettete die Aufzeichnungen über die Erpressung von Filipe in den Nachrichtenbeitrag ein.

Nach wenigen Stunden war er zu Frieden mit seinem Werk und spielte abschließend den gesamten Beitrag den Zeugen vor. Sabrine kamen die Tränen, da sie erneut mit ansehen musste, wie die Oblate-B Piraten zerstört und ihre Freunde getötet wurden. Maik versuchte Fassung zu bewahren und blickte zu seiner Freundin die sich an seine Schulter gelehnt hatte. Er spürte, wie sie mit ihren Gefühlen kämpfte und drückte sie tröstend. Zilas nahm eine knappe Notiz von den Reaktionen seines Publikums. Nachdem die Vorstellung abgeschlossen war klatschte Zilas zum Applaus und bedankte sich bei den beiden: „Danke für euer Mitwirken. Wenn alles gut läuft, sollte der Bericht heute Abend auf allen Frequenzen laufen. Ich schicke meinen Boten gleich los.“ Zilas zog seinen neu beschriebenen Datenträger aus seinem Computer und wedelte damit: „Das wird der Solaire absolute nicht gefallen.“ Maik und Sabrine bedankten sich schwach bei Zilas und verließen sein Studio. Maik und Sabrine standen draußen und wirkten verloren. Zilas verließ gerade sein Büro, schloss hinter sich ab und wünschte ihnen einen guten Tag. Dann machte er sich auf um einen geeigneten Piloten zu finden. Maik blickte Sabrine fragend an und sie zuckte ermattet mit ihren Achseln. Die unruhig laufende Belüftungsanlage war das einzige, was gerade in diesem Moment zu hören war.

„Meinst du, die haben hier etwas anderes als Proteinmasse? Ich verhungere“, durchbrach Maik mit einem Scherz die Stille, aber Sabrine war nicht zu Scherzen aufgelegt. Sie stand wieder kurz davor zu weinen. Er blickte sie an und wischte ihre Tränen aus ihrem Gesicht. „Ich weiß, wie schlimm es für dich gewesen sein musste, das ganze nochmal durchleben zu müssen. Ich hatte selbst ein paar Freunde verloren. Aber wir müssen jetzt stark bleiben, hörst du?“, versucht er sie zu ermuntern. Sabrine nickte langsam und ließ sich von Maik führen. Maik aber war genauso verloren im Nest wie sie und funkte deswegen Kathrin an, um nach Essensempfehlungen zu fragen. Sie empfahl das Gravity's Haven am Raumhafen. Sie meinte dort könne man gut Essen und schickte eine Speisekarte mit. Maik ging zusammen mit Sabrine durch und beide stellten fest, dass die ganzen Gerichte, die dort aufgelistet waren, alle auf Pilzbasis waren. Maik kicherte kurz, als er an die Proteinmasse-Variationen auf der Oblate-B dachte. Sabrine blickte ihn von der Seite fragend an, doch dieser winkte und deutete auf die fehlende Zugriffsrechte, um die Route zu berechnen. Er nahm es locker mit den Worten: „Dann müssen wir uns eben durchfragen.“ und beide gingen Hand in Hand wieder zurück zum Raumhafen.


Zilas währenddessen klingelte seine Liste an Kontakten durch, alle waren beschäftigt oder gerade nicht verfügbar. Er kam am Ende seiner Liste an und seufzte als sein Finger über Burton Klein innehielt. Burton war die meiste Zeit betrunken oder auf einem Pilz-Trip und doch konnte er stets seine Mission erfolgreich abschließen. „Ich muss das Programm anpassen damit ich nicht mit ihm mitfliegen muss“, nahm sich Zilas vor und drückte zum Anruf auf den Kontakt. Es dauerte paar Momente aber er nahm ab. Der Rausch der Phosphorpilze klang in seiner Stimme und er brauchte lange um sich zu artikulieren: „Heyda, Zilas. Rora von dir mal wieder was zuhören. Was gibt's?“ Zilas kniff sich seine Augen zu, atmete tief ein und antwortete ihm dann schließlich: „Hey Burton, ja es gibt was. Ein Kurierdienst. Ich muss mit dir reden, wo steckst du?“ Zilas hörte wie Burton sich von hastig von seinem knirschenden Bett erhob. Im Hintergrund konnte Zilas noch eine weibliche Stimme hören als er ihm antwortete: „Da wo ich seit Monaten sehnsüchtig auf dich gewartet hatte, in 'Heights. Kennst ja mein Standort.“ Burton warf der Frau im Hintergrund etwas zu, welche damit nicht gerechnet hatte und kurz aufschrie. „Aber schön, dass du dich wenigstens ankündigst. Wann kommst du?“ „Ich mach’ mich gleich auf den Weg“, antwortete Zilas und beendete die Kommunikation. Er seufzte, ging nocheinmal seine Kontaktliste durch, musste aber eingestehen, dass sein Ex seine einzige Hoffnung war. Er ging zur nächsten Haltestelle der Stationsbahn.

Zilas kam gerade rechtzeitig und die Bahn fuhr gerade an der Haltestelle ein. Ein großer Pulk an Menschen warteten schon. Auch wenn man die andere Distrikte über die Tunnel bequem erreichen konnte, so war die stets überfüllte Stationsbahn der schnellste Weg. Die Bahn machte halte und die Türen schwangen auf. Eine Handvoll verließen die Gondeln und ein dutzend mehr drängelten sich hinein. Zilas drängelte sich als erster hinein und konnte sogar einen Sitzplatz ergattern. Beatmusik von Tempin beschallte das innere. Ein kurzes Signal ertönte und die Bahn nahm fahrt auf.


Maik und Sabrine fragten sich bei anderen sehr freundlichen Passanten durch und fanden sich schnell vor dem Gravity's Haven wieder. Nur ein Aussteller zeugte davon das dies ein Lokal gewesen ist, der Rest der Gebäudewände war voller neonfarbenem Graffiti bemalt. Sabrine versuchte die Zeichen zu deuten, war ihr aber nach mehrminütigen drauf sehen einfach nicht gelang. Maik kannte zwar von den ärmeren Sektionen der Alexa Station ähnliche Wandmalereien, doch mit diesen hier auf Tempin hatten sie nichts gemeinsam. Die beiden tauschten sich Blicke aus und gingen dann schlussendlich ins Haven.

Banjomusik und eine männliche Gesangsstimme war das Erste, was sie wahrnahmen. Die Stimme lamentierte die Ausbeute von Monad und erinnert an vergangene Zeiten. Die Musik kam nicht über Lautsprecher, sondern in der Mitte des Raumes saß wirklich jemand, der auf dem Banjo klampfte. Dazu kam immer wieder mal eine Mundharmonika, welche die melancholische Stimmung noch einmal verdeutlichen sollte. Qualm von Rauchkräutern brannte in den Augen der Beiden und hinterließ ein süßliches Aroma in der Nase. Nachdem ihre Augen sich langsam an die Atmosphäre gewöhnt hatten, sahen sie den Rest der Lokalität. Eine lange Theke, an dem ein Schankwirt sich um seine Gäste kümmerte. Sitznischen in denen andere Gäste saßen und miteinander quatschten, aßen und tranken. Zwei Paare tanzten vor dem Banjo-Mann auf der Tanzfläche. Sabrine sah sich um und erspähte eine leere Nische, wo sie Maik hinzog.

Ein Kellner hatte sie bereits beim Betreten bemerkt und beobachtet und, als sie sich dann hinsetzten, kam zu ihnen an den Tisch. Er musterte die beiden und schickte ihnen dann die Speisekarte des Gravity's Haven mit einer Wischbewegung zu. Er hatte eine raue Stimme, war aber, auch wenn er die Fremdartigkeit von Sabrine förmlich schmecken konnte, höflich und zuvorkommend: „Willkommen im Gravity's Haven. Ich heiße Harmond und bin euer Kellner. Falls ihr zwei Fragen habt so stehe ich euch gern zur Verfügung. Was darf es sein, etwas zu trinken, etwas zu essen?“ Maik und Sabrine hatten zwar auf dem Weg hierher bereits die Speisekarte studiert, konnten aber mit den Gerichten nicht viel anfangen und so fragten sie ihn: „Danke Harmond, wir wissen selber nicht, was wir gern’ möchten. Es klingt alles so fremdartig, aber auch lecker. Also wenn du uns etwas empfehlen kannst, bitte“, sagte Sabrine mit einem Lächeln. Dann begann Harmond die Speisekarte zu erklären und empfahl am Ende das Umami Pilzsteak. Die beiden konnten sich darunter nicht viel vorstellen aber bestellten dies dann mit einem guten Schluck Wasser. Harmond nahm die Bestellung mit einem Lächeln entgegen und ging zu den anderen Tischen, um weitere Bestellungen aufzunehmen.


„Nächster Halt, Aurora Heights Central. Ausstieg in Fahrrichtung rechts“, vermeldete die automatische Ansage der Stationsbahn. Neben Zilas machte sich ein verliebtes Pärchen bereit, hier auszusteigen. Die beiden Männern befreiten sich aus ihrer Liebkosung und als sich ihre Blicke mit denen Zilas kreuzten, lächelte er ihnen lediglich zu. Ihm kamen keine weiteren Passagiere entgegen und die Luft schmeckte nach einer Melange an Aromen. Er hielt kurz inne und beobachtete die Station. Der Geruch von künstlichem Ozon wurde über die Belüftungsanlage verbreitet und mischte sich mit den aromatischen Gerüchen, die ihm vom Markt gegenüber einluden.

Händler veräußerten hier Gewürze und Pasten, welches das einzige war, was den Pilzen, welche die Hauptnahrungsquelle auf Tempin war, ein wenig Variation verpasste. Das Pärchen rempelten ihn an, sie waren zu sehr in ihre eigenen Gesichter vergraben, als dass sie auf den Weg achten konnten. Zilas entschuldigte sich dafür, dass er im Weg stand und wünschte ihnen einen guten Abend, was die beiden freundlich erwiderten. Zilas ließ sein ARA für ihn eine weiterführende Route, die ihn zu Burton bringen solle, suchen und ging derweil auf den Gewürzmarkt, um ein passendes Gastgeschenk zu erstehen.


Der durchtrainierte Burton öffnete Zilas im Duschmantel die Zimmertür. Zilas konnte Schweiß auf Burton's Haut sehen und er wusste, dass Burton den Mantel lediglich an hatte, um von seinem Trip abzulenken, auch wenn er dennoch darin sehr scharf aus sah. Der Besucher übergab dem Verschwitzten ein Gewürzglässchen. Burton blickte es lange an, um etwas auf dem Etikett erkennen zu können und bat währenddessen Zilas hineinzukommen. Im Hintergrund lief lautlos auf einem viel zu großen Display ein Unterhaltungsprogramm der Raumträumer. Sanfte Töne, die nicht zum Bild passten, dudelten auf Lautsprechern.

Dann konnte er endlich das Etikett in seinem Rausch, welcher seine Augen benebelten, erkennen. „Danke für das Salz, Zilas. Kann ich dir was anbieten?“, fragte Burton. Zilas dieser schüttelte aber nur den Kopf. „Wer war das im Hintergrund?“, fragte er neugierig. Burton holte gerade eine Bierflasche aus dem Kühler und wirkte nachdenklich. Dann zuckte er mit den Achseln, als ihm keine passende Antwort einfiel. „Niemand wichtiges für dich. Aber dein Kurierdienst schien ja wichtig zu sein, sonst hättest du mich nicht angerufen, huh?“, entgegnete Burton verbittert. Zilas stand ihm am Küchentresen gegenüber und schickte ihm per Wischgeste ein Datenpaket, welches er vorhin mit Maik und Sabrine zusammengeschnürt hatte. Er kommentierte Burtons Empfang: „Ja, diese Sendung hier. Die muss so schnell wie möglich ins imperiale Kommunikationsgitter eingespeist werden …“ Burton schob das Video auf sein Display, um es sich besser ansehen zu können. Er nahm einen Schluck von seinem Bier und ließ Zilas weiter erzählen: „… diese Solaire hat uns benutzt, um einem Konkurrenten zu schaden. Das können wir nicht auf uns sitzen lassen!“ Burton verfolgte die simulierte Zerstörung der Oblate-B mit einem manischen grinsen. „Und der Rat hat dem natürlich zugestimmt, ja?“, fragte Burton den Informationshändler. „Nein, noch nicht. Aber wir sollten nicht damit warten! Ich kann den Rat sicherlich von der Wichtigkeit überzeugen“, meinte Zilas zuversichtlich. Burton stellte seine leere Flasche auf den Tresen zurück und zog das Schauspiel wieder auf sein ARA wo es auf einem AR-Display weiter lief. „Okay, ich mach’ mich noch kurz frisch und heb dann ab“, akzeptierte Burton den Auftrag und blickte verschmizt Zilas an: „Also, unter meiner Dusche ...“ Zilas fand das Angebot zwar verlockend, musste aber ablehnen: „Nein, aber danke Burton! Sag mir einfach Bescheid, wenn du abgehoben bist.“ „Ja, hast vermutlich recht. Ich geb’ dir Bescheid“, sagte Burton zum Abschied und ging ins Badezimmer. Zilas stand nun alleine im Raum, verließ dann aber auch wortlos Burtons Apartment.


Kathrin war gerade dabei, die letzte Schraube am letzten Sitz festzumachen, da machte ihr ARA sie auf eine neue Nachricht aufmerksam. Sie ging aus der Hocke und spielte Zilas Nachricht ab. „Das Datenpaket geht in den nächsten Stunden raus. Ich muss aber zuvor noch etwas am Unity Plaza erledigen. Ich melde mich, sobald ich hier durch bin“, gab er ihr zu verstehen. Kathrin rüttelte zur Sicherheit noch einmal am Sitz, doch dieser hing an der Rückwand des Cockpits, als würde er schon immer dort gewesen sein. Zufrieden kletterte sie aus dem Cockpit und verließ das Schiff. Sie rief Sabrine übers ARA an: _„Lola, Sabrine! Bist du und Maik noch am Gravity's Haven?“ „Ja, wir sind noch hier. Haben gerade unser ... was war das noch gleich?“ fragte Sabrine Maik woraufhin dieser die Antwort gab: „Ein Pilzsteak.“ „Ja genau. War interessant, aber lecker. Wir warten hier auf dich“, vervollständigte sie ihren Satz. Die Pilotin der Aasgeier gab den beiden zu verstehen, dass sie gleich vorbeikomme und sie ein Bier für sie mitbestellen solle.


Keine zehn Minuten später gesellte Kathrin sich zu Sabrine und Maik an den Tisch und Harmond stellt das gezapfte Bier auf den Tisch. Kathrin bedankte sich beim Kellner dafür. Nach einem erfrischenden Zug wandte sie sich zu den Imperialen: „Ich hab eben von Zilas gehört, dass das Paket bald auf Reisen geht. Und ich wollte euch fragen, ob ihr weiter mit mir fliegen wollt? Es war zwar Teil der Abmachung, aber ich kann verstehen, wenn ihr nicht mehr mitmachen wollt.“ Sabrine war gerade am Trinken und so nahm sich Maik heraus für beide zu sprechen: „Schwachsinn. Wir kommen weiterhin mit. Wie du sagtest, es ist Teil der Abmachung.“ Sabrine nickte und wischte sich Bierschaum von ihren Lippen. Sabrine meinte dann: „Abgemacht ist abgemacht. Du sorgst weiterhin für unsere Sicherheit. Stimmt's? Und wir halten dir deinen Rücken frei.“ Kathrin reichte ihr ihre Hand und Sabrine erwiderte die Geste. Maik vervollständigte den Dreihandschlag und fragte Kathrin dann abschließend: „Sobald wir mit dem Job fertig sind, zeigst du uns deine Heimat, ja?“ Sabrine rümpfte die Nase, doch konnte sie sich Maik's Euphorie nicht erwehren, und sie musste sich eingestehen, dass ihr langsam das Ambiente ebenfalls gefiel. „Ja sicher, ich zeig’ euch gerne später die Station.“ * * * Zilas atmete tief ein und betrat das kuppel förmige Ratsgebäude am Unity Plaza. Er musste schon öfter sich vor dem Rat verantworten, doch das brachte seine Arbeit als Informationshändler einfach mit. Doch nie war er gezwungen sich zusätzlich auch noch für Kathrins Handeln, Imps, so wurden imperiale Bürger abschätzend bezeichnet, hierher zubringen. Er musste zugeben, dass Sabrine und Maik von einer anderen Sorte imperialer Bürgern gewesen sind. Der Sekretär war schon über sein Kommen informiert und lächelte ihn freundlich an. „Mal wieder etwas vor, Zilas?“, fragte dieser ihn, aber Zilas entgegnete ihm: „Nein, schon getan. Kann ich hineingehen?“ Der Sekretär stand auf und deutete Zilas wortlos die Tür zum Rat. Die Tür schwang automatisch auf und eine angeheizte Debatte im Inneren hallte hindurch. Zilas trat in den blendend weißen und runden Raum hinein, das Skylight in der Decke zeigte den künstlichen Himmel des Unity Plazas in seiner vollen Pracht. Die sechs Ratsmitglieder saßen an einem halbkreisförmigen Konferenztisch und keiften sich an. Eine Alarmuhr ertönte und die Debatte hörte abrupt auf. Die AR Displays, die kreuz und quer im Raum verteilt waren, wurden von den Mitgliedern weggewischt.

Ein Ratsmitglied erspähte Zilas und meinte zu den anderen Kollegen: „Wir vertagen diese Angelegenheit auf Morgen. Wir haben mal wieder Besuch von unserem guten Freund Zilas Munroe.“ Zilas bedankte sich über die Aufmerksamkeit und trat mit seinem Anliegen vor. Mit dem ersten Wort begann die Uhr, welche die letzte Debatte beendete, erneut für fünfzehn Minuten zu ticken. Zilas lies nichts aus und gab alles, was Kathrin, Maik und Sabrine ihm erzählt hatten, wieder. Er warf seine Produktion auf ein AR Display und präsentierte so dem Rat die Highlights. Nach zehn Minuten des Vortrags entschied sich der Rat über das weitere Vorgehen: „Zilas, du darfst diese Nachricht einspeisen. Wir werden jedoch uns wieder zusammenfinden, wenn diese Vorfälle weitere Konsequenzen für die Bewohner von Tempin nach sich ziehen.“ Zilas bedankte sich innigst für diese Entscheidung und verließ das Ratsgebäude. Der kühle Wind wehte ihm um die Nase und er war wie immer zufrieden mit sich und seiner getanen Arbeit. Er rief Burton an um ihm über die Entscheidung des Rats zu informieren. „Rora! Ich mach mich auf dem Weg¨, kündigte Burton seinem Ex sein Abflug an.


Burton war als er von Zilas angerufen wurde bereits an seinem Flieger und wartete lediglich darauf die Startfreigabe zu erhalten. Er wusste das sein Ex ihn nicht enttäusche, ausserdem war die Berichterstattung mehr als gut und zeigte nicht auf Tempin. Burton verankerte sein Vollhelm mit seinem Druckanzug. Er ließ die Schiffssysteme hochfahren und zog während diesem längeren Vorgang das Cockpit zu. Er verband seinen Anzug mit der Luftzufuhr seines Schiffs, sodass seine limitierten Sauerstoffflaschen des Anzugs nicht unnötig strapaziert werden. Die Schiffs-KI begrüßte ihn und alle Instrumente wurden im als AR-Display angezeigt. Ein kurzer Anruf bei der Raumkontrolle später und er bekam die Startfreigabe. Langsam manövrierte er sein Jäger aus dem Raumhafen und damit auch vom Mond weg.

Bevor Burton die Verbindung zum schwachen Kommunikationsgitter von Tempin verlor, rief er noch einmal Zilas an und verkündete seinen unmittelbar bevorstehenden Sprung. Zilas wünschte ihm alles Gute, dann sprang er davon.


Zilas kam gerade an der Aasgeier an und sah wie Maik und Sabrine noch ein paar Frachtkisten einluden. Zilas grinste und fragte die beiden, wo Kathrin sei. Zilas schob sich über die Leiter in das modifizierte Cockpit. Kathrin war gerade dabei auf ihren Knien, den Kühlschrank mit Lebensmitteln aus einer Kiste zu befüllen. Ihre Musik hallte durch den Raum und sie bemerkte ihn nicht. Zilas stand für einen Augenblick nur da, lauschte der aggressiven Musik und beobachtete sie. Kathrin verstaute das letzte Sandwich und verschloss den Schrank, dann blickte sie auf und sah Zilas. Sie zuckte kurz zusammen, fasste sich aber schnell wieder. „Oh Lola. Wie lang stehst du schon so da?“ fragte sie, während sie sich wieder hinstellte. „Nicht lang. Burton ist nun auf dem Weg die Nachricht einzuspielen. Ihr könnt also auch loslegen. Ich hab hier noch etwas“, erklärte Zilas seine Anwesenheit und kramte ein kugelförmiges, handgroßes Gerät aus seiner Tasche. „Burton? Habt ihr euch etwa wieder vertragen?“ fragte Kathrin misstrauisch mit erhobener Augenbraue. Er winkte ab und verneinte ihre Frage. „Mhm schade. Und, was ist das?“ fragte sie und zeigte auf das Gerät, was Zilas neben ihrem Schiffscomputer abgelegt hatte. Er erklärte: „Lediglich ein Abhörgerät. Wenn ihr da ein Satelliten oder ähnliches findet, würde ich dich bitten das Gerät anzuschließen. Ich bin sehr daran interessiert, was das Imperium da draußen sucht oder gefunden hat, und hiermit würde ich unentdeckt bleiben.“ Kathrin ist zu dem Gerät gegangen und nahm es in die Hände. Sie drehte und betrachtete es von allen Seiten. Kathrin kannte solche Geräte aber wollte sich noch einmal in Erinnerung holen, wo die Anschlüsse waren. „Okay, geht klar. Aber das mit Burton …“, sie wollte ihre Neugier stillen und fragte penetrant erneut nach. Zilas seufzte und gab knapp ihr zu verstehen:„Nein, Kathrin, hör auf! Wir haben uns auseinandergelebt. Das wird nichts mehr“, Kathrin schmollte, „Aber wo wir gerade dabei sind. Wie geht es Julie?“ Kathrin lächelte auf seine Frage hin: „Uns geht es gut. Sie ist gerade wieder auf der Alexa Station, aber nicht für sehr lang.“ Zilas lächelte nun auch und begann wieder die Leiter hinunterzuklettern. „Guten Flug euch drein“, wünschte er noch zum Abschied.

Maik und Sabrine luden die letzte Kiste ein und verabschiedeten sich auch von Zilas. Dann verschloss Kathrin die Ladebucht der Aasgeier. Maik und Sabrine machten sich im hinteren Teil des Cockpits bequem, oder zumindest versuchten sie es, denn die von Kathrin installierten Notsitze waren eben nur Notsitze.

Kathrin holte sich die Startfreigabe ein und eine Minute später schwebte die Aasgeier im All. Sie richtete das Schiff auf den äußeren Rand des Hepthar System aus und ließ einen Kurs zum Gasriesen Pim berechnen. „Was meint ihr, werden wir dort wohl finden?“, fragte Maik neugierig in die Runde. „Mhm, vielleicht nur ein haufen Überreste der Kolonieschiffe die das Imperium ausgesendet hatte. Oder einfach nur eine Signalboje die Zilas in den Wahnsinn treiben wollte¨, mutmaßte Kathrin. Sabrine fragte nach den Kolonieschiffen, denn davon hatte sie noch nichts gehört. Kathrin schweifte aus: „Ich weiß nicht wie lang es her war, aber der Imperator wollte weiter als dem Venezia Gürtel nach außen vordringen und um das zu ermöglichen sandten sie mindestens ein Kolonieschiff aus. Natürlich wurde das dann aus der Geschichtsschreibung getilgt weil diese Unternehmung fehlgeschlagen ist. Genauso wie man über den Forschungsschiffen, die Polas erforschen sollten, nichts im Codex herausfindet.“ Sabrine war erschüttert von ihren Ausschweifungen, aber langsam dämmerte es bei ihr, das Imperium hat zwar immer das Wohl ihrer Bürger im Sinne, aber würde vor nichts zurückschrecken, um dieses zu erhalten.


Einsam im All schwebte ein Satellit des sekundären Kommunikationsgitters und war damit beschäftigt alle Datenströme, die es empfing an andere Satelliten im gleichen Gitter weiterzuleiten. Dies tat sie nicht über Antennen, sondern über eine fortgeschrittene Quantentechnologie, womit die Daten nahezu ohne Zeitverlust weitergeleitet werden konnte. Da dies allerdings ein sehr komplizierter und aufwändiger Prozess war, sorgten große Radiatoren dafür, dass die Technik ausreichend gekühlt war. Entlang der zentralen Achse des Satelliten waren eine Reihe von Reaktoren angebracht, um die Installation mit ausreichend Strom zu versorgen. Was dieser Satellit aber nicht wusste war, dass niemand mehr mit diesem seit einer sehr langen Zeit kommunizierte, jedenfalls niemand vom Imperium, und die Daten, die es gewissenhaft weiterleitete, stets die gleichen waren, die vor Jahren ein Pirat bei der Erbeutung der Anlage in einer Rückkopplungsschleife in das System eingebettet hatte. Ein Schiff näherte sich dem einsamen Satelliten, dieser würde aber mit diesem kommunizieren.

Burton nährte sich langsam der Installation und empfing die Aufforderung zur Datenfreigabe. Wenige Meter entfernt passte er den Kurs und Geschwindigkeit des Satelliten an um nicht davon weg zu driften. Jede Aufforderung lehnte er ab, denn er würde einen anderen Weg gehen um die Nachricht einzuspeisen. Er trennte seine Verbindung mit dem Schiff und stieg aus den Jäger aus. In Schwerelosigkeit manovrierte Burton mit den Steuerdüsen seines Druckanzuges auf die Installation zu, die ohne Gnade ihn mit Aufforderungen zur Datenfreigabe belästigte. Die Sonnen lagen hinter hin und er warf Schatten auf das blanke Metall vor ihm. Er griff nach einer Halterung und holte ein Datenkabel hervor womit er sein ARA mit einem Anschluss, welcher eigentlich zur Wartung der Anlage benutzt wird, verband. Zilas Magie spielte auf dem Computergerät eine leise, aber nicht weniger destruktive, Musik.

Burton blickte um sich während das Hackprogramm seine Magie entfaltete. Er sah in weiter ferne ein paar kleinere Anlagen die um den Satelliten angeordnet waren. Er konnte sich nicht daran erinnern das diese Abwehrsysteme je einem Piraten gefährlich wurden. „Funktionierten diese überhaupt?¨, fragte sich Burton gerade als die Verbindung zum Satelliten gesichert war. Er drehte sich wieder langsam um und tippte auf seinem ARA um das Datenpaket zur Weiterverteilung mit dem Satelliten zu teilen. Wenige Sekunden später war der Vorgang abgeschlossen und er konnte die Verbindung kappen. „Das Datenpaket ist abgeworfen“, sprach Burton zu sich selbst, da er hier ganz alleine war und der Satellit ihm nicht zuhören konnte.

Er schwebte wieder zurück zu seinem Jäger. Burton schwang sich zurück in seinen Sitz und verband sich wieder mit seinem Schiff. Seine Gedanken waren schon auf der Party, die in ein paar Stunden im Cosmic Groove stattfindet, die könne er um keines in der Welt verpassen! Burton schnallte sich wieder an und setzte seinen Kurs zum Mond Tempin.

Zurück zur Übersicht

Eine gesamte Bergbauflotte, der aufstrebenden Regolith Organisation, wurde gestern im Venezia Gürtel, von einer unbekannten Fraktion angegriffen. Laut Augenzeugen dieses Massakers und einer authentischen Aufnahme eines Gesprächs eines Mitarbeiters der Regolith, wurde dieser Angriff von Piraten im Auftrag von der Solaire Bergbaugesellschaft …—hallte die Eilnachricht über den Bildschirm in den sonst düsteren Raum. Matthias lag tot in seinem Erbrochenem am Boden, neben ihm kniete ein professionell gekleideter Agent der Solaire, der gerade eine Nadel aus dessen Hals rauszog. Timothy stellte sich aufrecht hin und strich die mit Blut vollgespritzte Krawatte glatt, dann richtete er seinen Blick auf den letzten Überlebenden des Massaksers, zumindest hatten seine Kollegin und er es gehofft. Rhovena nahm die Nadel ihres Kollegen entgegen und warf sie in den Mülleimer, unter dem Tisch, auf dem eine angebrochene Flasche mit einer violetten Chemikalie stand. Sie nahm sich eine neue Spritze und zog diese langsam mit dem todbringenden Nervengift auf. Timothy stellte sich vor Erat auf und verpasste ihm einen Hieb mit seiner in rotem Latex gekleideter Hand. Erat spuckte Blut, als er wieder zu bewusst sein kam. Nur wie durch Schlieren konnte er durch sein linkes, noch funktionierendes, Auge den Agenten vor ihm sehen. Der Agent war in einem feinen Anzug gekleidet. Wo der Anzug aufhörte, überzog rotes Latex die Haut des Agenten, nur sein Kopf steckte aus dem Ganzkörper Anzug heraus. Timothys Kollegin war ähnlich gekleidet. Erat sah Blut an der Krawatte von Timothy doch konnte er nicht sagen, von wem es stammte. Erat versuchte angestrengt seine Situation abzuschätzen, und kam zu dem Entschluss, dass diese, in der letzten Stunde, sich nicht verbessert hatte. Matthias konnte er nicht sehen, denn sein Kopf war gefesselt.

Timothy informierte ihn mit Nachsicht, wie Matthias sich geschlagen hatte: „Leider hat ihr Kollege nicht verstanden, was wir wollten. Dabei ist es so einfach! Wir wollen lediglich die Wahrheit und Sie werden sie uns erzählen, stimmt's?“ Erat windete sich in den Fesseln, aber vergebens. Timothy nahm die Spritze von Rhovena entgegen und hielt die Nadel gegen Erats Wange. Seine Augen weiteten sich. „Erzählen Sie uns, wie ihr beide von der Oblate-B fliehen konntet und ich verspreche Ihnen Ihr Leben.“ Panikerfüllt nickte Erat und stammelte ein leises Ja. Timothy lächelte ihn daraufhin an. Mit sanfter, aber beunruhigender Stimme fuhr er fort: „Guter Junge. Wir haben bei Ihrer Ankunft ein Schiff geortet, was aber vom Stationssicherheitsdienst der Domingo Station nicht bemerkt wurde. Wie hieß es, woher kam es und wer flog euch hier her?” Erat versuchte unter Kopfschmerzen sich an alles zu erinnern, da traf ein stechender Schmerz ihm im Hals. „Aber wir haben nicht ewig Zeit! Also, raus damit!“, befahl Timothy harsch und unterschrieb damit Erat's Todesurteil.


Rhovena hatte die Informationsflut, die Erat in seinen letzten Minuten, in denen er am Leben war, protokolliert und beide Agenten verließen das dunkle Zimmer. „Nicht zu fassen. Da haben wir den Piraten etwas Gutes tun wollen und so bedanken sie sich bei uns?“, echauffierte sich Rhovena künstlich, ging durch die offene Tür und trat auf den erleuchteten Korridor. Timothy hingegen bleib fokussiert und erläuterte ihr weiteres Vorgehen: „Es wird Zeit, dass wir uns vor Ort umhören. Ich gebe Meldung an unserem CEO. Sie wird sicherlich nicht gut darauf zu sprechen sein.“ „Sie wird das schon verkraften, ich habe da vollstes Vertrauen in Frau Mariachi“, warf Rhovena ein und komplettierte Timothys strategie: „Wir brauchen passende Kleidung und eine Story, warum wir auf so einem Asteroiden gelandet sind.“


Die Aasgeier war bereits mehrere Stunden im Sprung unterwegs und Hunger machte sich bei den drei Passagieren breit. Kathrins Musik spielte nicht, da Sabrine nach einer Stunde meinte, dass diese Musik bei ihr Kopfschmerzen verursachen. Es war still im Cockpit und nur das leise Schnurren des Schiffes war zu hören. Maik hatte jedoch gefallen an der Musik gefunden, aber meinte das dieser Flug ja angenehm für alle Beteiligten sein sollte. Kathrin lenkte ein und beendete die Wiedergabe.

Kathrin nahm sich eine der leeren Kisten und setzte sich zu den anderen beiden, um gemeinsam etwas zu essen. Sie brachte auch drei Becher Kaffee mit. Maik grinste, als Kathrin meinte, dass dieser Kaffee echt sei. Er fühlte sich zurück auf die Oblate-B versetzt, wo Sabrine ihm genau dasselbe erzählte. Diese war damit vertieft den Geschmack des Sandwichs, was sie aus dem Kühler genommen hat, zu identifizieren. Der Wurstbelag schmeckte unerwartet echt! In dem Gravity's Haven war alles aus Pilzen und Harmond bestätigte ihr auch, dass der Großteil der Nahrung aus den Pilzen aus den Aurora Heights hergestellt wurde.

Kathrin griff gerade nach ihrem Sandwich als Sabrine sie fragte: „Sag, mal Kathrin. Wovon ernähren sich eigentlich deine Leute?“ Kathrin blickte auf ihre belegte Brote neugierig und klappte eine Scheibe hoch, um demonstrativ nachzusehen. „Überwiegend von den Pilzen, die wir in tiefe Schächten angebaut haben. Aurora Heights ist nach so einem Komplex benannt. Wenn das Licht reduziert ist, glühen die Pilzkappen und geben ein Lichtspiel ab, wie man es von den Nordlichtern auf Monad her kennt“, begann sie zu schwärmen, „Das ist definitiv ein Schauspiel, was ich euch zeigen muss!“ Maik nickte und biss genüsslich von dem echten Essen ab. Sabrine war aber noch nicht zufrieden mit ihrer Aussage, also hakte sie nach: „Ja, okay. Aber diese Sandwichs schmecken nicht nach Pilz, sondern unnachahmlich echt.“ Kathrin funkelte Sabrine an, nahm einen Schluck aus ihrem auslaufsicheren Becher und sagte: „Frage nicht nach etwas, worauf du nicht die Antwort hören möchtest“, Sie hielt kurz inne, „Aber gut, ab und an müssen wir Raumträumer unsere Lebensmittel mit denen anderer aufstocken. In diesem Fall hätte der Imperator recht, dass wir Piraten sind.“ Sie legte den Becher wieder zur Seite und dieser schwebte neben ihr, sie betonte: „Das sind dann aber auch die einzigen Male wo das zutrifft!“ Sabrine lächelte leicht und meint nachsichtig: „Stelle ich mir nicht leicht vor, im Exil zu leben, und dann müsst ihr auch noch ums Überleben kämpfen. Ich wollte es einfach wissen. Das ist alles.“ Kathrin blinzelte sie nur an, da sie nicht wusste, was sie darauf sagen konnte.

Sie hatte Sabrine von Anfang an falsch eingeschätzt, aber sie war dankbar dafür. „Weißt du, Kathrin. Du bist ziemlich nett. Ich hatte immer das Bild vom brutalen no-nonsense Piraten im Kopf, aber das stimmt so gar nicht! Du bist einfühlsam, aufmerksam und hilfsbereit. Es wäre toll, wenn das die Bürger des Imperiums ebenso erkennen könnten“, sagte Maik hoffnungsvoll. Kathrin errötete leicht, sie konnte noch nie gut mit Komplimenten umgehen. Es war ein Wunder, dass sie mit Julie zusammengekommen war. Sie griff hastig nach dem Kaffeebecher und trank noch hastiger davon, um ein paar Augenblicke mehr zu bekommen, damit sie nachdenken konnte, was sie darauf sagen solle. „Uhm. Danke. Ihr beide seid auch nicht so schlecht. Für Imps, gar nicht mal schlecht“, gab sie schlussendlich als Antwort klein bei. Bei der abschätzenden Bezeichnung schauten Maik und Sabrine sie schief an und fragten gleichzeitig: „Imps?“ Kathrins Kopf wurde noch röter und der Kaffeebecher war bereits leer. Sie stammelte: „Oje, ist mir so rausgerutscht!“ Sabrine und Maik lachten und Kathrin wollte jetzt am liebsten sich unter die Deckplatten vergraben.

Maik meinte aber aufmunternd: „Keine Panik, Kathrin. Ich finde Imps ist eine ziemlich passende Bezeichnung für jene, die unter dem Einfluss des Imperators leben, ohne die Freiheit je erlebt zu haben.“ Sabrine stand auf und nahm ihren und auch Kathrins Becher mit zur Kaffeemaschine. Als sie auf der Höhe von Kathrin war, legte sie ihre Hand auf ihre Schulter und flüsterte ihr ins Ohr: „Also auf der Oblate-B nannten wir euch ganz einfach Piratten.“ Kathrins Augen weiteten sich und sie musste erst einmal verarbeiten, dass sie eine Piratte in den Augen einiger war.

Sabrine legte die beiden Kaffeebecher unter die Maschine und drückte ein Kopf in der Hoffnung, dass diese wie alle anderen Kaffeemaschinen, denen sie begegnet war, funktionierten. Gedankenverloren ging sie näher in die Pilotenkanzel um hinauszusehen. Der Asteroidengürtel lag seit langem hinter ihnen und vor ihnen war lediglich gähnende Leere, nur ein paar verstreute helle Sterne konnte man sehen. Aus dem Cockpit konnte man zwar schon Pim als ganz kleinen Punkt erkennen, doch bis die schnurrende Aasgeier in die nähe kam würden noch viele Millionen Kilometer zurückgelegt werden. Sabrine verweilte für ein paar Momente dort, konnte Pim in dem Sternenhimmel nicht erkennen. Frustriert ging sie zurück zur Maschine und wunderte sich das diese noch nicht fertig war.

„Wie lange meintest du, dauert der Flug nach Pim?“, fragte Sabrine während sie versuchte sich einen Reim aus der Kaffeemaschine zu machen. Kathrin beäugte ihr Treiben und deutete auf den Kippschalter direkt vor ihrer Nase: „Den Schalter da, den musst du umlegen. Manchmal musst du gegen die Maschine hauen. Ich kam noch nicht dazu, es zu reparieren.“ Sabrine folgte ihrem Zeig und blickte den roten Schalter nochmal an. Sie konnte schwören, dass sie diesen bereits umgelegt hatte. Den Hinweis von Kathrin beherzt klopfte sie sacht gegen den Apparat, woraufhin dieser endlich anfing den Kaffee zuzubereiten.

„Etwa noch 30 Stunden. Die Assgeier ist nicht groß genug für uns drei, aber ich habe Schlafsäcke für euch organisiert und könnt dann unten in der Ladebucht schlafen. Hoffe das geht in Ordnung?“ Maik warf seinen nun auch leeren Kaffeebecher in Richtung Sabrine welche diesen gekonnt entgegennahm. Er sagte mit schüttelndem Kopf: „Klar, das ist kein Problem, wenn du Ohrstecker hast. Da unten ist es doch ein wenig Laut.“ Sabrine kam mit den drei gefüllten Bechern wieder zurück und fragte Kathrin: „Warum nicht hier? Das Cockpit ist doch groß genug?“ Kathrin grinste und meinte neckisch: „Ja, das schon, aber ich möchte euch zu mindestens während des Schlafs ein wenig Privatsphäre gönnen.“ Jetzt, war Sabrine, jene die errötete und warf Kathrin den Becher an den Kopf. „Das ist jetzt echt nicht nötig gewesen“, meinte sie berührt. Kathrin fing den Becher auf und streckte ihr ihre Zunge heraus. Maik grinste. „Wir werden lieb und artig sein. Keine Sorge, Kathrin. Aber wo wir schon dabei sind …“, setzte er zum Fragen an, wurde aber von Sabrine mit einem Kuss unterbrochen. „Julie. Sie ist gerade auf der Alexa Station“, schwärmte Kathrin von ihrer großen Liebe, „Platinweiße Haare. Violette Augen. Unendlich lange Beine. Humorvoll und gerissen. Ich traf sie auf einem Gewürze-Festival in ‘Heights. Und in dem Augenblick war es schon um mich geschehen!“ Maik und Sabrine lauschten der verliebten Frau.

Kathrin erzählte nicht alles, was es über Julie zu wissen gäbe. Das stand ihr auch gar nicht zu, da Julie in einer gefährlichen Branche arbeitete und je weniger von ihren Machenschaften wüssten desto besser wäre es für alle Beteiligten. Zum Abschluss kramte aus ihrem Overall die eingepackte Schokoladentafel heraus. Maik und Sabrine schauten ihr neugierig zu. „Sie hat mir heute Morgen auf Tempin dieses hier geschenkt“, erklärte Kathrin und faltete die Tafel aus dem Papier, „Echte Schokolade!“ Die beiden Imperialen waren verblüfft, denn sie kamen nie in den Genuss von so einem Luxusgut. Dann bot Kathrin ihnen diese an. Maik machte große Augen und Sabrine schnappte die Tafel vor seiner Nase weg. Sie holte ein kleines Messer hervor und teilte es in drei halbwegs gleich große Teile und bat den anderen jeweils ihr Stück an. Genüsslich verkosteten die drei Crewmitglieder der Aasgeier das Gut.

Zurück zur Übersicht

„Raumkontrolle an Adler-103, Startfreigabe erteilt. Guten Flug“, hallte es über die Funkverbindung in den Helmen von Rhovena und Timothy. Timothy saß auf dem Pilotensitz und steuerte die Adler langsam aus dem Hangar der Domingo-Plattform. Seine Kollegin saß neben ihm und kümmerte sich um den Rest des Schiffes.

„Wo wir gerade vom Teufel gesprochen haben“, kommentierte Rhovena eine eingehende Kommunikationsverbindung mit der Solaire und keinem geringeren als Ko Mariachi, die führende Leiterin des Unternehmens. Timothy konzentrierte sich aufs Fliegen, sodass seine Kopilotin die Verbindung aufbaute.

Das Schiff, in dem sie saßen, hatte neben dem schmalen Cockpit, lediglich noch einen abgetrennten Maschinenraum-Bereich. Die Sitze konnten gedreht werden, denn sonst wäre kein Platz gewesen um dorthin zugelangen.

Das Gespräch begann mit ein paar Plattitüden, doch schon kurz danach drehte sich Rhovena von ihrem Kollegen zur Seite weg, sodass sie sich mit ihrem CEO weiter privat austauschen konnten. Timothy war misstrauisch, aber ließ sich nichts anmerken. Stattdessen flog er weiter und gab die Koordinaten vom Mond Tempin ein, welche Erat in seinen letzten Momenten, in denen er noch am Leben war, ihm verriet. Timothy schmunzelte, denn normalerweise verließen Ratten ein aufgegebenes Schiff oder Station, doch diese Piratten hatten sich dort unverfroren eingenistet.

Die empfohlene Distanz zur Station war erreicht und er informierte, die immer noch im Gespräch verwickelte, dass er jetzt den Sprungantrieb hochfahre und die Verbindung in wenigen Minuten abbrechen würde. „Nein noch nicht! Ich geb dir bescheid, wenn wir losfliegen können!“, zischte sie über die interne Kommunikation. Timothy ließ vom Schubregler ab und ballte seine Faust stattdessen. Timothy blickte auf das Radar und sah Punkte, welche Raumschiffe darstellten, die sich von der Station entfernten oder sich dieser näherten. Manchmal verschwanden auch Punkte einfach, nachdem dessen dazugehöriges Schiff weggesprungen war.

Sie verblieben noch weitere zehn Minuten in der Nähe der Domingo Station und entfernten sich von dieser langsam. „Okay, wir haben neue Befehle. Wir treffen uns mit ein paar Begleitschiffen hier …“, Rhovena schickte Timothy mit einer Wischgeste passende Koordinaten und briefte ihren Kollegen weiter: „… Und wir sollen das Schiff von diesem Marquos abfangen und wenn möglich kapern. Frau Mariachi hat Pläne und wir sollen diese nicht erneut vermasseln!“ Das erneut betonte sie stark und blickte ihren Kollegen finster an. Timothy gab die Rendezvous-Koordinaten ein, und begann, das Schiff und den Sprungantrieb auszurichten. „Ankunft bis zum Ziel, fünfzehn Stunden. Wir werden das schon nicht vermasseln“, versprach er. „Und wenn, dann sterben mir immerhin gemeinsam“, sagte sie gelassen.

  • * *

Dreißig Stunden später machte die Schiffs-KI der Aasgeier ihre Passagiere darauf aufmerksam, dass sie kurz davor ist aus dem Sprung zu fallen. Kathrin saß seit einer Weile schon auf ihrem Pilotensitz und sah Pim immer näher auf sie zukommen, oder besser sie kamen mit rasanter Geschwindigkeit auf diesen zu. Maik und Sabrine kamen gerade wieder hoch und schnallten sich auf den zusätzlichen Sitzen an.

Der Sprungantrieb schaltete sich ab und die Haupttriebwerke erwachten, unter ächzten, wieder zum Leben. Es herrschte Schwerelosigkeit. Das Cockpit war von dem Licht, welches Pim ausstrahlte, in ein rötliches Licht getaucht. Kathrin hob ihre Augenbrauen an und meinte verwundert: „Seit wann leuchten Gasriesen?“ Sabrine sah von ihrem Platz über Kathrins Schultern und konnte die Verwirbelungen in Pims Atmosphäre deutlich erkennen. Sie beantwortete knapp, aber dennoch verblüfft: „Das tun sie nicht, jedenfalls nicht von sich aus“, sie schnallte sich ab und ging langsam in ihren magnetischen Schuhen weiter nach vorne und machte neben Kathrin halt. Diese überprüfte derweil die Sensordaten. „Das ist seltsam, aber für einen Stern leuchtet Pim nicht stark genug. Was ist das?“ fragte Sabrine neugierig und bat Kathrin um die Sensordaten, damit sie diese auswerten könne. Die Pilotin der Aasgeier nickte ihr zu und wischte die gesichteten Daten Sabrine zu. Maik sah, wie aufgeregt seine Freundin war, doch warum verstand er nicht. „Meint ihr, dass dieser Fund, Zilas schon reichen würde?“, fragte er pragmatisch die anderen. „Nein, sonst hätte er uns kein Abhörgerät mitgegeben. Hier muss noch etwas anderes sein. Wir müssen es lediglich finden“, entgegnete Kathrin und erinnerte an die verloren gegangenen Kolonieschiffe. Sabrine ging mit den Sensordaten zurück auf ihren Platz und begann ihre Nachforschungen, aber war noch nicht mit ihren Möglichkeiten zufrieden. „Meinst du, du könntest mein ARA direkt mit den Sensoren verbinden?“ „Klar, warte einen Moment.“ und Kathrin tippte auf ihren AR-Displays wild herum, kurze Zeit später erschien eine Verbindungsanfrage von der Aasgeier auf Sabrines Gerät.

Kathrin beschleunigte langsam die Aasgeier, um in eine hohe Umlaufbahn um Pim zu kommen.

„Wenn es was geben sollte, und Pim von sich aus leuchtet, müsste jenes einen Schatten hinterlassen, oder?“, fragte Maik naiv, was aber Sabrine auf eine Idee brachte. „Es ist zwar ein riesiger Gasriese …“, sie wusste selbst nicht, wie sie Pim nun passender bezeichnen sollte, „… Was auch immer es ist, aber dennoch müssten wir Abweichungen feststellen können. Egal auf welchen Sensoren. Ich schaue mich um.“ Sabrine war voll in ihrem Element, da piepte und blinkte die Konsole bei Kathrin. Eine eingehende Anfrage zum Kommunikationsaufbau, Ursprung aber unbekannt. Kathrin blickte über ihre Schulter zu den anderen. Nervös informierte sie die anderen: „Anscheinend hat das, was wir hier suchen, uns gefunden.“ Sabrine blinzelte sie an und Maik blickte sie fragend an. „Hoffen wir, dass es keine Falle ist. Die Aasgeier ist ein Bergungsschiff, und die ballistische Kanone ist nur zur Abschreckung da“, sagte sie und drehte sich wieder um, um auf ihrem AR-Display die Anfrage zu bestätigen.

Kurz nachdem Kathrin den Empfang bestätigt hatte, forderte eine barsche Stimme über den Kanal: „Fremdes Schiff im Umlauf von Pim. Identifizieren sie sich und ihren Absichten!“ „Dies ist die Aasgeier, wir sind hier aufgrund einer Forschungsmission“, beantwortete Kathrin nüchtern und wie befohlen. Dies schien die Frau, die sie anfunkte, für einen Moment zu beschäftigen. Die Aasgeier war derweil in einem angepassten Orbit angekommen, sodass Kathrin wieder die Triebwerke ausschalten konnte. Die Atmosphäre im Schiff war angespannt, niemand wollte etwas sagen und nur das leise Brummen der Schiffssysteme war zu hören.

Dann durchschnitt der nächste Funkspruch die Stille: „Habitat-7 an fremdes Schiff namens Aasgeier, verlassen Sie nicht ihren Kurs!“ Auf Kathrins AR-Display vermerkte die Aasgeier drei Laserstrahlen, welche, wie sie vermutete, der Zielerfassung dienten. Die Stimme auf der anderen Seite erklärte ihre Absichten: „Auf Ihr Schiff sind mehrere Torpedos ausgerichtet. Ihr Schiff besitzt keine imperialen Markierungen. Woher stammen sie? Wie viele Personen befinden sich auf Ihrem Schiff?“ Kathrin blickte panisch zwischen der Tonspur des Funks, zu den Laser Signalen auf einem anderen AR-Display. Sie wusste nicht, welche Antwort sie geben konnte, welche nicht in einer Katastrophe enden würde. Maik sah, wie Kathrin regungslos da saß. Er eilte rasch an ihre Seite und klinkte sich mit seinem ARA in den Funkkanal ein. „Die Aasgeier ist kein imperialisches Schiff! Wir gehören nicht mehr dem Imperium an! Wir sind zu dritt und sind vom Mond Tempin aufgebrochen“, rief Maik laut und deutlich über den Kanal. Kathrin erschrak, als sie ihn endlich wahrnahm und nickte ihm dankend zu. „Verstanden. Folgen Sie diesen Koordinaten. Wir erwarten sie im Hangar.“ Der Aasgeier wurde ein Flugkorridor zugewiesen und Kathrin befolgte diesen haargenau, da die Laser immer noch auf ihr Schiff gerichtet war. Der Funkkanal war abgebrochen. Kathrin bedankte sich bei Maik erleichtert: „Danke. Das waren wohl die richtigen Worte.“ „Freuen wir uns nicht zu früh“, gab er zu bedenken. Er klopfte ihr auf die Schulter und ging zurück auf seinen Platz im hinteren Teil des Cockpits.

  • * *

Wenige Tausend Kilometer entfernt von Tempin, und mehrere Millionen Kilometer entfernt von der Domingo Station, fiel das Raumschiff von Timothy und Rhovena aus dem Sprung. Dies waren die Koordinaten die ihr CEO ihnen übermittelten. In der Leere sahen die beiden nichts. Timothy überprüfte das Radar, fand aber auch hier nichts. Rhovena prüfte das Langstreckenradar und fand, bis auf ein paar schwache Signale auf dem Infrarotband, ebenfalls nichts.

„Verspäten die sich etwa, oder sind wir wirklich falsch?“, fragte Timothy und wandte sich zu Rhovena. Diese legte ihren Kopf schief und ließ das Schiff die Anomalien genauer untersuchen. „Möglich ist beides.“ Sie zuckte mit den Achseln. Momente vergingen und die Schiffs-KI konnte die anormalen Signale nicht zuordnen. Dann tauchte eine Kommunikationsanfrage auf Timothys AR-Display auf. Zu seiner Erleichterung hatte diese eine eindeutig der Solaire zugehörige Kennung. Er akzeptierte und eine leise nervtötend piepsige Stimme drang an sein Ohr: „Raubvogel an Adler. Ihr seht uns zwar noch nicht, aber ich kann euch versichern, dass wir seit einer Stunde hier auf euch gewartet haben.“ gab Pilotin Endura durch. Dann lichtete sich die Sensoranomalie und drei deutliche Schiffssignaturen waren nun auf den Sensoren der Adler zu sehen. Rhovena war verblüfft.

Sie hatte noch nie soetwas gesehen, nicht einmal davon bei ihren Arbeiten als Sicherheitsbeauftragte der Solaire gehört oder gelesen, doch sie wusste auch, dass es besser für alle beteiligten war, dies nicht infrage zu stellen. „Adler an Raubvogel. Gut, euch bei uns zu wissen. Mit eurem Versteckspiel sollten wir unseren Auftrag ohne Probleme erledigen“, begrüßte Timothy ihre Begleitung und teilte die Koordinaten für den Weiterflug an diese weiter. Der Pilot der Raubvogel bestätigte und gemeinsam beschleunigten sie in Richtung Tempin.

Auf dem Weg zum Mond wollte Rhovena ihre Neugier stillen, doch weder Timothy konnte ihr etwas sagen, noch sagte ihre Begleitung etwas darüber. Sie meinten lediglich, dass dies eine Geheimsache sei und die beiden Agenten nicht darüber bescheid wissen müssten. Rhovena schmollte für die nächsten zehn Stunden, in denen sie nichts anderes tun konnte, als auf ihrem ARA ihrem Papierkram nachzugehen.

  • * *

Die Adler und ihre Begleiter haben die Distanz zum Mond Tempin in einem Sprung auf wenige hundert Kilometer reduziert. Noch hat sich der Mond nicht bei ihnen gemeldet, das bedeutete für Rhovena, dass diese sie noch nicht bemerkt haben. Aber sie konnte hier nur mutmaßen, da sie und eigentlich niemand, den sie aus dem Solaire Unternehmen kannte, je auf diesem Mond war. Die Sensoren ihres Schiffes waren bereits dabei, passiv den überdimensionierten Asteroiden abzutasten. Unmengen an infraroter und elektromagnetischer Strahlung wurden vom Mond abgegeben. „Mhm, schon seltsam, dass diese Piraten immer noch dort leben. Besonders verstecken tun die sich nicht gerade“, meinte sie zu Timothy, der erneut die Pläne mit ihren Begleitern durchging, zum zehnten Mal. Rhovena rollte mit den Augen, aber ließ ihn erneut aussprechen. In Gedanken konnte sie mitsprechen: „Sobald wir nah genug an Tempin sind, fächern wir aus und halten Ausschau nach der Schiffssignatur von Marquos. Sobald wir ihn gefunden haben, setzen wir unsere Störraketen ein und übernehmen sein Schiff. Dann passen wir die Signatur der Adler an und können dann als Marquos’s Schiff getarnt landen.“ Was Rhovena nicht wusste war, dass Timothy seit dem Rhovena mit Ko Mariachi vor dem Sprung sprach, zu tiefst beunruhigt war. Heute wäre er nicht nur für sein Schicksal verantwortlich, sondern auch für das ihre. Er wolle sie nicht für seine Unzulänglichkeiten auf dem Gewissen haben, denn das wäre der Preis für sein erneutes Vermasseln.

Ihre Begleiter waren bereits von ihnen abgefallen und deckten einen großen Korridor gemeinsam mit der Adler ab. Sie lagen nun mit Radar und Langstreckenradar auf der Lauer.

  • * *

Eine Raumpatrouille aus vier schnellen Jägern flog seine dritte Runde um den Mond Tempin. Tempin war ein offener Hafen für alle Raumträumer und auch Flüchtlinge, die vor dem eisernen Griff des Imperiums fliehen und hier ein neues Leben aufbauen möchten. Marquos verstand in diesen Patrouillen eine Routinearbeit, denn Feinde könnten die Offenheit seines Volkes jederzeit ausnutzen, und da ist es besser vorbereitet zu sein als überrannt zu werden. Eines der Jäger, geflogen von der schrulligen Olga, überholte das Geschwader rücksichtslos und Heinz sah dies als Herausforderung an. Olga und er redeten die ganze Patrouille davon, dass wer am langsamsten von ihnen die erste Runde im Cosmic Groove, dem abgefahrensten Dance Club in ganz Tempin, ausgeben musste. „Oh, du bist so dran!“, rief Heinz über den Funk und gab maximalen Schub. Marquos sah nur noch den Ausstoß der beiden Antriebe, aber rollte nur mit den Augen und tadelte die beiden mit einem grinsen: „Ohedi, wir wollen uns hier nicht umbringen. Beherrscht euch!“ „Ja, hört auf unseren alten weisen Mann“, kam neckisch von Roberta als Antwort. Sie reihte sich ein und gab ebenfalls Schub.

Marquos schaute sich das Spielchen einen Moment lang an und meinte dann: „Okay, ihr drei. Landet schon mal. Ich dreh’ noch einmal eine Runde.“ „Wieder einmal dein Bauchgefühl? Das heißt, du musst etwas trinken!“, scherzte Heinz, der seine Zähne nicht auseinander bekam, da der Antrieb ihn mit mehrere Kilogal beschleunigte und ihm alles abverlangte.

Während seine Kollegen der Patrouille zur Landung im Raumhafen von Tempin ansetzte, drehte Marquos für eine weitere Runde ab. Nach einer halben Stunde war er auf der Rückseite des Mondes. Heinz, Olga und Roberta, die den Endspurt gewonnen hatte, waren bereits gelandet und unterwegs zum Club. Marquos sah auf seinem Radar ungewöhnliche Infrarotsignale. Er ließ sein Schiff die Signale genauer analysieren, denn er selbst konnte sich diese nicht erklären. Indes nahm er Funkkontakt mit Tempin auf, wo er seine Entdeckung und seine Absicht, diese sich genauer anzusehen, verkündete. Er wartete nicht auf eine Rückmeldung und näherte sich den Signalen.

  • * *

Der Anflug zog sich in die Länge, aber langsam konnte die Crew der Aasgeier Spuren einer Zerstörung wahrnehmen. Der Korridor führte sie unterhalb von angekohlten Panzerplatten und verschmorten Kabelbäumen entlang. Kathrin war angespannt und musste sich konzentrieren, denn ab und an musste sie Geröll und kleinen fehl funktionierenden Geräten, die hier in der Schwerelosigkeit herumschwebten, ausweichen. Mit ein bisschen zu viel Geschwindigkeit würden diese harmlosen Wrackteile zu lebensgefährlichen Geschossen für die Aasgeier werden.

Maik und Sabrine ließen sie machen und schauten lediglich angespannt aus dem Fenster. Die Spur der Überreste wurde immer dichter und eine riesige sich um sich selbst rotierende Zylinder Station schob sich in ihr Sichtfenster. An einer Seite der Station war eine, im Gegensatz zur Station, stationäre Metallstruktur zu dem der Flugkorridor führte. Kathrin mutmaßte, dass dies der Hangar oder zumindest der Ort sei, woran sie sich festmachen sollen. Die weibliche Stimme über den Funk bestätigte ihren Verdacht: „Habitat-7 an Aasgeier. Bitte folgen Sie dem Flug Korridor und warten Sie vor dem Hangar darauf, dass die Tore von Hangar 4 geöffnet sind.“

Die Aasgeier näherte sich der überdimensionierten Trommel und selbst die stationäre Spange ließ Kathrins Bergungsschiff wie ein Zwerg aussehen. Sabrine nutzte ihre Verbindung zu den Schiffsensoren und analysierte die Station, die sich selbst als Habitat-7 ausgab. „Nicht besonders einfallsreich der Name“, meinte sie, als sie sich nochmal den Namen durch den Kopf gehen ließ, „Pim ist der siebte Planet von Hepthar, und dies ist dann wohl ein Habitat.“ Sie machte große Augen als, sie die Auswertungen sah. Erstaunt ließ sie Kathrin und Maik daran teilhaben: „Ihr werdet es nicht, glauben, aber diese Trommel da ist ein Kilometer lang und hat einen Durchmesser von einem halben! Diese Station hat doch nie im Leben die lange Reise von den Werften Ulma’s hierher alleine unternehmen können! Das hätte doch auffallen müssen!“ „Oder die haben die Station hier errichtet. Nach und nach, mit Transportern“, gab Maik als alternative Lösung zu diesem Rätsel. „Die Raumlotsin scheint doch redselig zu sein, vielleicht können wir ja einfach fragen?“, scherzte Kathrin zynisch.

  • * *

Rhovena schaute noch einmal auf ihr Radar und die Sensorenauswertung. Sie hatte schon die Hoffnung aufgegeben, doch diese Schiffssignatur stimmten überein. „Das ist unser Mann“, bestätigte Rhovena und prüfte hastig noch einmal ihre Gurte. Timothy gab die Information weiter und befahl eine Angriffsformation. Rhovena fuhr die Schiffssyteme wieder hoch und die leblose Adler entpuppte sich als Falle für Marquos.

Marquos hatte die letzten Minuten, nachdem er ein treibendes Schiff zwischen den beiden Sensoranomalien gefunden hatte, dieses versucht anzufunken, doch kam nur Stille zurück. Vorsichtshalber hatte er seine beiden ballistischen Kanonen hochgefahren und ausgerichtet. Und seine Befürchtungen bestätigte sich, als sein Radar die wieder voll hochgefahrene Adler anzeigte. Zudem verpufften die Hitzesignaturen und drei Angriffsschiffe näherten sich ihm. „Mayday! Mayday! Mayday! Vier Schiffe greifen mich an!“, schrie Marquos nach Hilfe, den Schubregler und Steuerknüppel fest umschlossen.

Timothy hörte den Hilferuf, doch er hatte dafür nur ein müdes Lächeln übrig. Sein Finger schwebte über eine Schaltfläche auf dem AR-Display, welches die Waffenkontrolle zeigte. Mit einem Fingerzucken löste sich die bereitgehaltene Störrakete von der Adler. Seine beiden Begleiter blieben auf gebührendem Abstand.

„Schneller Flugkörper auf Kollisionskurs“, alarmierte die Schiffs-KI Marquos. Er drehte sein Schiff und stieß metallisches, sich selbst spontan erhitzendes Konfetti aus, um die Rakete zu verwirren. Er, wusste, dass er sich nicht gegen drei Jäger bewähren konnte, also gab er Rückschub, um abzuhauen oder zumindest um seine Chancen ausgleichen zu können. Im Asteroidengürtel gab es einige Brocken, hinter denen er sich verstecken konnte. „Schneller Flugkörper weiterhin auf Kollisionskurs“, meldete das Schiff den Fehlversuch. Marquos fluchte.

„Seht, wie er rennt. Hinterher!“, befahl Timothy fast schon bellend und er übernahm die Führung dieser Hatz. Seine Begleitschiffe folgten ihm dicht auf. Die ballistischen Waffen waren noch nicht in Reichweite und so konnte er erst einmal nur auf dem Radar zuschauen, wie die Störrakete deutlich Marquos durch den von ihm abgesonderten Abfall folgte.

„Kollision in 200 Metern“, machte die KI Marquos darüber aufmerksam, dass ein verheerender Zusammenstoß unmittelbar bevorstand. Ein rettender Gesteinsbrocken, gerade mal so groß wie sein Schiff, kam in greifbare Nähe. „Eine beherzte Drehung auf dem Fleck könnte die Rakete in den Asteroiden jagen“, hoffte Marquos und drückte den Schubregler bis zum Anschlag. Ihm wurde langsam schwarz vor Augen, doch wenn er bei diesem Manöver versagen würde, würde es so für immer verbleiben. „Kollision in 100 Metern!“, der Brocken war nun rechts ab von Marquos. Er hatte nicht viel für den Glauben übrig, den die Raumträumer im Silent Haven zelebrieren, doch jetzt hoffte er, dass seine Gebete erhört werden. Er drehte sein Schiff auf der Stelle und driftete in die gleiche Richtung, aus dem er kam. Marquos drückte den Schubregler erneut nach vorne. Bis zum Anschlag. Er begann zu beten und ihm wurde Schwarz vor Augen. Er wurde bewusstlos.

Fünf Sekunden später haben sich die G-Kräfte, die Marquos’s Kopf dem Sauerstoff verwehrte, wieder eingeordnet und er kam wieder zu Bewusstsein. Die Störrakete hatte den Felsen erwischt und eine blaue EMP Wolke sorgte für ein gestörtes Radarbild. Er zog den Schubregler wieder auf eine angenehmere Beschleunigung. „Vielleicht denken die, dass sie mich erwischt haben!“, hoffte Marquos und ging auf Schleichfahrt zu einem anderen nächstgelegenen Asteroiden, hinter dem er sich verstecken konnte.

Doch die Piloten der Solaire waren nicht so leicht abzuwimmeln. Ein Begleitschiff hatte den Asteroiden von der anderen Seite umrundet und Marquos blickte in die Kanonenrohre des Feindes. „Kampflos ergebe ich mich nicht, ihr Imps!“, schrie Marquos und mobilisierte noch einmal seine letzten Kräfte. Er fuhr wieder alles hoch, darunter seine Waffensysteme. Zwei Salven konnte er durchbringen, bevor sein Gegenüber ebenfalls das Feuer eröffnete.

„Fehlfunktion im Haupttriebwerk“, sagte die Schiffs-KI monoton, als wäre es das geringste Problem in der Welt. Marquos drehte eine Pirouette und rotierte um das feindliche Schiff. Mehrere Salven sorgten für weitere Zerstörungen, doch der Solaire Pilot war handlungsunfähig. „Einer weniger“, gratulierte sich der Raumträumer und orientierte sich um. Es gab nun noch drei weitere Schiffe. Eines davon brach über den Asteroiden über Marquos herein. Es war die Raubvogel. Pilotin Endura war außer sich und konnte es nicht fassen, dass ein lausiger Pirat einen von ihnen kalt gemacht hatte. Sie ignorierte den stehenden Befehl von Timothy und feuerte aus allen Kanonenrohren.

Die Schiffs-KI war dabei weitere Fehlfunktionen aufzulisten, doch mit der letzten Salve wurde auch der Bordcomputer zerstört und ein friedfertiges Schweigen legte sich auf Marquos Schultern. Er schloss seine Augen und atmete noch einmal aus. Er erwartete den finalen Stoß des Feindes, der ihn erlösen sollte. Sein Herz hörte auf, schnell zu schlagen. Seine Anspannungen sind verflogen. Ein lautes Knacken des Cockpits war das letzte, was Marquos hörte.

„Feind ausgeschaltet“, gab Pilotin Endura zur Adler feierlich durch. „Was heißt hier ausgeschaltet?“, fragte Timothy misstrauisch und als Antwort kam zurück, dass nicht nur der Feind, sondern auch das Schiff zerstört wurde. Der Agent war außer sich und er brüllte sie über den Funkkanal an: „Sie sollten das Schiff deaktivieren, nicht zerstören! Sie haben die gesamte Mission aufs Spiel gesetzt!“ Rhovena konnte gut den wütenden Timothy verstehen, doch noch war nicht alles verloren.

Die drei Solaire Schiffe versammelten sich um den Schrotthaufen, der einst Marquos Schiff gewesen war. „Also gut, hat jemand eine Idee?“, fragte Timothy in die Runde, doch nur ein Schweigen machte sich auf dem Kanal breit. Kleinlaut meinte Rhovena: „Vielleicht reicht der Haufen, um zumindest die Adler zu tarnen.“ Dann beklagte sie den Verlust von Marquos: „Nur bekommen wir von dem Kerl keine Informationen mehr. Welch eine Tragödie!“

  • * *

In wenigen hundert Kilometer Entfernung betrachtete Burton, der vom Hilferuf von Marquos hier her gebrachte, die Leichenfledderei. Er kannte Marquos als sehr guten Piloten, doch wenn selbst er nicht gegen diese Meute bestehen konnte, so hielte Burton es für sicherer auf Abstand zu bleiben. Er würde noch seine Rache bekommen, schwor er sich.

Zurück zur Übersicht